Von Koalas und Ödland-Feeling

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Nachdem ich Kangaroo Island verlassen habe, fuhr ich an einem wechselhaften Sonntag nach Norden Richtung Adelaide. Meine Liebling-App für ein bisschen “außergewöhnliche” Orte, Atlas Obscura, hatte ein paar schöne Vorschläge, was ich mir anschauen könnte. Leider musste ich feststellen, dass Sonntags in Adelaide nicht so wirklich viel los ist. Ich spazierte etwa eine Stunde herum, schaute mir ein paar hübsche Gebäude und Statuen an, genoss die Gerüche, die aus den Restaurants zu mir drangen und fuhr dann weiter.

Lake Bumbunga

Mehr oder weniger zufällig kam ich auf meinem weiteren Weg am Lake Bumbunga vorbei. Kurz traute ich meinen Augen nicht, aber da ich weiß, dass es dieses Phänomen ja in Australien öfter gibt, hielt ich spontan an – denn der See war komplett PINK! Viel Wasser gab es auch nicht, hauptsächlich besteht der See aus einer steinharten Salzkruste, an einigen Stellen hat es einen wenige mm hohen Wasserspiegel 🙂 Auch das kleine Seemonster erscheint irgendwie putzig.

Endlich campen – auf einer Rinderfarm

Nach diesem netten, kleinen Zwischenstopp musste ich das erste Mal so richtig weg von der Hauptstraße. Über gut 25km Schotterpiste (auf der ich das erste Mal einen tannenzapfenartigen Skink sah) fuhr ich zu meiner allerersten Camping-Gelegenheit seit meinem Aufbruch. Ich hatte mir einen Stellplatz auf der Catninga Station, einer aktiven Schaf- und Rinder-Farm gebucht.

Die Stellplätze waren einfach nur ein kleiner Schotterplatz neben ein paar Bäumen und dem Paddock. Die “Nasszelle” im Grunde in einen Bauwagen eingebaut. Es gab nur 4 Camper insgesamt. Ich fand’s super! Nur die Fliegen waren EXTREM nervig. Aber so konnte ich schon einmal vorfühlen, wie es wohl ist im Auto zu schlafen, wohl wissend, dass ich danach in Port Lincoln wieder ein festes Dach über dem Kopf haben würde. Ich habe diese erste Nacht ganz großartig geschlafen. Auch, wenn man dann natürlich mit der Sonne aufstehen MUSS, weil sie einem im Auto natürlich sofort in der Nase kitzelt, wenn sie aufgeht.

Arno Bay Boardwalk

Auf dem Web nach Port Lincoln machte ich Halt für einen kleinen Spaziergang an der Arno Bay. Hier gibt es ein schönes, kleines Naturschutzgebiet, in dem man neben vielen Vögeln und besonderen Krebsen auch einen (für mich) seltenen Fisch sehen kann. Was ich hier besonders witzig fand ist, dass man bestimmte Punkte hat, wo man sein Hand in eine vorgefertigte Halterung legen kann, ein Foto machen soll und das dann via QR-Code auf einer Webseite hochladen soll. “Community Science” nennt sich das. Jeder, der das exakt gleiche Foto zu unterschiedlichen Zeiten einschickt, hilft zu verstehen, wie sich der Fluss, die Mangroven und die Dünen über die Zeit verändern. Eine tolle Idee, alle an so einem Forschungsprojekt teilhaben zu lassen.

Port Lincoln

Anschließend ging es für mich weiter nach Port Lincoln. Hier habe ich mich im ehemaligen YMCA-Hostel eingebucht. Und das, obwohl ich Hostels eigentlich überhaupt nicht mag. Aber erstens war Nebensaison und das Gebäude wie ausgestorben, zweitens hatte ich eine geradezu RIESIGE “Wohnung”, es gab eine Waschmaschine und einen Trockner, die ich benutzen konnte und es gab eine tolle, große Industrieküche. Und es war nicht so teuer.

Man kann (zur Hauptsaison) in Port Lincoln Käfig-Tauchgänge mit weißen Haien machen. Überhaupt war hier fast alles auf Tauchen und Surfen aufgerichtet. Ansonsten ist die Stadt aber eher industriell geprägt. Ich habe an meinem einen “Aufenthalts-Tag” allerdings nur einen kurzen Spaziergang am Meer entlang gemacht.

Da mein Auto ein paar Kratzer von Kangaroo Island “mitgebracht” hatte, habe ich außerdem versucht, einen Werkstatt Termin zu bekommen. Leider erfolglos. Ich bekam aber die Empfehlung, schon einmal Teile und einen Termin im Voraus in Perth zu buchen. Das mit den Teilen hat dann geklappt aber einen Termin gab es erst mehrere Wochen, nachdem wir schon wieder weg sein wollten. Wirklich ärgerlich.

Es gäbe rund um Port Lincoln wirklich viel schönes zu machen und zu sehen. Neben dem Lincoln National Park mit seinen wilden Klippen und traumhaften Stränden kann man auch Tagesausflüge nach Süden zu tollen Blowholes oder zum Coffin Bay National Park mit seinem Seven Mile Beach machen. Auf jeden Fall genug, um noch einmal wieder zu kommen und sich alles in Ruhe anzuschauen. Aber ich hatte einen anderen Plan…

Mikkira Station – mein Highlight

Am Abreisetag hatte ich nur eine kurze Strecke zu fahren. Ich wollte die nächste Nacht auf der Mikkira Station verbringen, einer Koala Sanctuary. Schon wenn man durch das Tor kommt weiß man, dass hier irgend etwas anders ist. Überall stehen und liegen Kängurus auf den Weiden und staksen Emus herum. Man kann im Frühjahr und im Herbst auf einer riesigen Wiese campen. Es gibt auch einige feste Zelte und einen Schuppen, wo häufig Gruppen campen. Es gibt ein kleines, gemauertes Klo- und Duschhäuschen. Die Betreiberin legte mir nahe, dass ich am besten neben dem Schuppen parken sollte, aber möglichst nicht an die festen Zelte gehen sollte, da dort aktuell mehrere Tiger Snakes wohnen würden… Oooooookay! Wenn sie das sagt.

Also habe ich mein Auto wie angewiesen gestellt, mit im Schuppen eine kleine Küche eingerichtet und bin los gezogen, Koalas finden. Und was soll ich sagen… Ich glaube es gibt KEINEN besseren Ort, um unzählige Koalas in freier Wildbahn zu beobachten. In der Buschbrand-Gefahr-Zeit darf man hier allerdings nicht campen. Man kann dann aber Tagesausflüge mit der Besitzerin der Farm machen. Im Winter ist es dort schlicht zu kalt und zu nass. Ich schaute mir außerdem die bis zu 300 Jahre alten, riesigen Grasbäume (Xantheria oder Yacca) an und alte Gebäude aus der ersten Siedlerzeit. Es war super interessant. Macht euch gefasst auf VIELE Fotos… und Videos!

Richtung Outback

Eigentlich hatte ich geplant in Coffin Bay tauchen zu gehen. Hier leben – zumindest im Sommer – unter der Pier nämlich die wunderschönsten Fische der Welt. Weedy und Leafy Seadragons. Leider war Sturm angesagt und neben den hohen Wellen ist dann auch die Sicht leider sehr schlecht. Daher ging es für mich weiter die Küste entlang Richtung Nord-Westen. Ich fuhr den Elliston Clifftop-Weg entlang und fand neben tollen Klippen und Sinkholes auch ein paar hübsche Skulpturen. In Baird Bay hätte man auch mit Robben schwimmen können. Das habe ich aber leider zeitlich nicht mehr geschafft. Da muss ich wohl noch einmal wieder kommen 🙂

Die Nacht verbrachte ich auf einem sehr gepflegten Campingplatz in Streaky Bay, wo es ebenfalls Gelegenheit hätte geben können mit den Seadragons zu tauchen. Leider hat es auch hier nicht geklappt. Und war ich morgens auf der Mikkira Station noch bei 10 Grad Celsius gestartet, so hatte sich der Tag auf 36 Grad hoch gearbeitet. Daher nahm ich noch ein gepflegtes Bad im Pool und schlief zum ersten Mal mit offenem Kofferraum und Moskitonetz mit Blick auf’s Meer.

Jubiläum

An diesem Tag genau zwei Jahre früher bin ich zu meiner großen Reise aufgebrochen. Ich habe es nicht wirklich gefeiert, aber bin schon ein klein wenig nostalgisch geworden. Denn ich habe in diesen zwei Jahren so unglaublich viel gesehen und erlebt. Was für ein unglaubliches Privileg so etwas machen zu können!

Auf in den Nullarbor

Am nächsten Tag startete ich dann in eines der (wie ich dachte) größten Abenteuer meines Australien Roadtrips. Jeder macht einem Angst, wie gefährlich es ist, den Nullarbor zu überqueren. Tatsächlich fährt man hier fast 1500km lang durch eine sehr baumarme bis baumlose Wüstenlandschaft. Daher der Name “Null Arbor” – keine Bäume 🙂 Raststationen seien relativ rar. Tatsächlich sind sie hier maximal 180km auseinander, aber sollte eine Tankstelle ausfallen, muss man sich echt sicher sein, dass man bis zur nächsten auch noch kommt. Genau aus diesem Grund schleppte ich seit Beginn meiner Reise 25l Benzin auf dem Dach mit mir herum sowie 15l Wasser im Auto. Einsam sollte es sein. Tatsächlich ist diese Straße aber deutlich frequentierter, als man im Allgemeinen so annimmt. Eigentlich trifft man alle paar Minuten ein anderes Auto und ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier stehen gelassen wird, sollte man mal eine Panne haben.

Ab Ceduna fängt der Nullarbor dann offiziell an. Ich fuhr an diesem Tag die längste zusammenhängende Strecke meiner gesamten Zeit in Australien. Gut 750km geradeaus. Viel Abbiegen kann man auch nicht und die Gelegenheiten, die sich boten, habe ich dann auch genutzt.

Head of Bight

Ich hatte am Vortag bei meiner Entspannungszeit im Pool eine Unterhaltung von zwei australischen Familien mitbekommen, die gerade über den Nullarbor gekommen waren. Sie hatten am “Head of Bight” Zwischenstopp gemacht und tatsächlich Southern Right Whales gesehen. Also habe ich ebenfalls einen Abstecher dort hin gemacht.

Am Visitor Center wollte man mir zwar weismachen, dass es keine Wale mehr gäbe in der großen australischen Bucht, aber das war wohl eher, weil man keine Lust auf Touristen hatte. Hier befindet sich während des australischen Winters die Kinderstube der Wale. Sie bleiben in der geschützten Bucht, bis ihre Kälber stark genug sind für den Trek in die Antarktis. Und es gab auch zu dieser Zeit noch mehr als genug. Außerdem es ist nur 5 Minuten zu laufen. Zusammen mit der Gelegenheit hier auf Klo zu gehen, hat es sich auf jeden Fall gelohnt!

Koonalda Homestead

Kurz bevor man Südaustralien verlässt, kann man noch einmal einen Abstecher ins Landesinnere machen. Hier liegt “Koonalda Homestead”. Es handelt sich dabei um eine verlassene Siedlung, die über eine Schotterstraße ca. 15 km von der Hauptstraße entfernt liegt. Offiziell ist hier sogar ein Campingplatz. Als ich ankam, standen auch einige Camper um eine Feuertonne versammelt. Ich hätte auch bleiben können, aber ich hatte bereits in Eucla eine Nacht vorgebucht. Wenn man nicht neben irgendeinem verlassenen Gebäude oder einfach auf einem Rastplatz neben der Straße ohne Klo und Restaurant übernachten will, dann hat man nicht viel Auswahl und die vorhandenen Möglichkeiten sind schnell voll. Aber ich fand’s auch ehrlich gesagt ein bisschen gruselig. Und das nicht nur wegen dem riesigen Autofriedhof hier draußen.

Da ich noch einmal auf Klo musste, dachte ich, ich könnte die Gelegenheit gleich mal nutzen – und war WIRKLICH erstaunt, was hier so als Klo “verkauft” wird.

Ich hörte übrigens bei meiner Erkundung des Autofriedhofs die ganze Zeit so ein seltsames Geräusch…. Es hat eine Weile gedauert bis ich verstanden habe, wo das her kam…

Eucla – Ödland-Feeling pur

Mein gebuchter Campingplatz lag in Eucla, direkt hinter der wieder streng kontrollierten Grenze nach Westaustralien. Ja, hier gibt es eine Kontrollstation (wie eine Zollstation) und man muss den Kofferraum öffnen und es wird mit dem Spiegel unter das Auto geschaut, ob man auch ja kein Obst und Gemüse einschmuggelt… Völlig verrückt irgendwie.

Die verwitterten Schilder und Gebäude der alten Telegrafenstation in Eucla wirken zusammen mit der Zollstation original wie aus dem Computerspiel Fallout (zu dem es ja jetzt auch eine Fernsehserie gibt). Hier steht man einfach nur kreuz und quer auf einem Schotterplatz für die Nacht, aber das Waschhaus ist wirklich gut und sauber. Ich machte mir in einem kleinen Unterstand gerade Abendessen, als sich dort einige Männer in meinem Alter versammelten. Sie klangen irgendwie ausländisch und wir kamen ins Gespräch.

Es handelte sich um eine Gruppe slowenischer Geologen und den deutschen Institutsleiter der Geologie an der Uni in Perth, die gerade von einem zweiwöchigen Forschungscamp irgendwo im Nirgendwo die erste Nacht wieder Duschen und das örtliche Roadhouse genossen. Scheinbar ist der gesamte Nullarbor mit für Geologen unglaublich spannenden Höhlen durchzogen! Sie luden mich zum Essen und später auch zum Trinken ein. Ersteres habe ich gerne angenommen und einen super lustigen Abend mit den Jungs verbracht. Letzteres habe ich dann aber ausgeschlagen, weil ich am nächsten Morgen ja früh los wollte. Verrückterweise sind sie alle früher aufgebrochen als ich! 😀

90 Meilen geradeaus

Am nächsten Morgen fuhr ich also weiter nach Westen. Hier befindet sich auch die “90 Mile Straight”, die längste Geradeaus-Strecke ohne Kurve in Australien. Man muss ehrlich gesagt schon ein bisschen achtgeben, dass man bei so viel Eintönigkeit und alleine im Auto nicht einschläft. Trotzdem ist es auch spannend zu beobachten, wie sich die Landschaft nach und nach verändert. Das letzte Highlight der Strecke nach Norseman, wo man dann das erste Mal wieder abbiegt, war BallaGNOMEia, nahe Balladonia. Es ist schon schräg, was manche Leute für Hobbies haben. Aber vermutlich sagen die das selbst über mich 😉

Von Norseman gibt es nicht viel zu zeigen oder zu erzählen. Es handelt sich um eine Mienen-Stadt, die hauptsächlich als Übernachtungs-Station für Trucker dient, die entweder aus dem Nullarbor kommen oder am nächsten Tag rüber wollen. Auch ich habe hier einfach nur eine Nacht in einer kleinen Camping-Hütte geschlafen und im “besten Restaurant der Stadt” gegessen – der Aral Tankstelle!

Aber mit der Ankunft in Norseman hatte ich eines der größeren Abenteuer in Australien hinter mich gebracht. Alleine über den Nullarbor. Leider habe ich mir selbst kein Zertifikat gekauft 😉 Im Nachhinein: Schade eigentlich!

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