Zwischen Strandglück und Baumriesen

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Nachdem ich das Abenteuer “Nullarbor durchqueren” geschafft, West Australien endlich erreicht und eine Nacht im nicht so schicken Norseman verbracht hatte, machte ich mich gleich wieder auf zum nächsten Ort. Doch zunächst gab es einen kleinen Abstecher in die ehemalige Siedlung Dundas. Diese existiert heute quasi nicht mehr. Man kann wirklich nur noch erahnen, dass hier früher einmal eine lebendige Siedlung gestanden hat.

Esperance

Mein Etappenziel war aber keine verlassene Siedlung im Nichts, sondern Esperance. Zum einen war es nach den anstrengenden, weiten Fahr-Tagen schön, nicht so weit fahren zu müssen und auch gleich mit zwei Nächten ein bisschen entspannen zu können. Denn neben schönen Küstenwegen und einem angepriesenen “Pink Lake” gibt es hier den Cape Le Grand Nationalpark, wo sich die weißesten und schönsten Strände von West Australien befinden sollen – neben einer weiteren, besonderen Attraktion.

Nachdem ich zu früh in Esperance angekommen bin, um in meine Unterkunft einchecken zu können, habe ich erst einmal einen kleinen Spaziergang entlang des Meeres an der “Esplanade” gemacht. Esperance ist nämlich in der Nebensaison wie ausgestorben und am Wochenende hatte hier alles zu. Am Pier hängt eine traurige Geschichte angeschlagen. Früher durften nach Einbruch der Dunkelheit die australischen Ureinwohner die Stadt nicht mehr betreten. Wenn sie also in der Dämmerung zu lange nach Krebsen und Muscheln unter dem Pier gesucht haben, konnten sie teilweise nicht mehr nach Hause. Sie mussten dann die Nacht bei Wind und Wetter unter dem Pier verbringen und im Winter wehen hier wahrlich arktische Winde. Unvorstellbar, wie unmenschlich die Regeln teilweise waren.

Ansonsten war Esperance aber ganz hübsch. Ich bin dann auch noch eine kleine Runde entlang der Küstenstraße zum Twilight Beach und Observation Point gefahren. Der angepriesene Pink Lake, so informierte mich die Touristeninformation, sei schon über 10 Jahre nicht mehr pink gewesen. Sie verstehen auch nicht, warum das immer noch so beworben wird.

Cape Le Grand und Lucky Bay

Am nächsten Morgen fuhr ich also in den Cape Le Grand Nationalpark. Ich besuchte einige schöne Strände, aber was mich in Australien immer irritieren wird ist, dass man in vielen Nationalparks jagen, angeln und sogar mit dem Auto am Strand fahren darf. Ich dachte ja immer, Nationalparks sollen die Natur SCHÜTZEN, nicht sie zerstören. Aber hier scheint es genug Natur oder genug Nationalparks zu geben, dass man sich keine Sorgen um so etwas macht. Das Wetter war wechselhaft und so richtig wollte sich bei mir keine Begeisterung einstellen. Nicht einmal an der berühmten Lucky Bay.

Normalerweise sollen an der Lucky Bay etliche Kängurus am Strand sein. Sie sind an die Anwesenheit von Menschen so gewöhnt, dass man recht nah an sie heran kommen kann, hieß es. Als ich da war, gab es am Strand aber nur wild gewordene 4×4 Offroad-Fahrer, die den Strand rauf und runter heizten. Ja, der Strand ist extrem weiß und der Sand quietscht unter den Füßen. Er besteht aus extrem feinem Quarz und ist auch der Grund, warum das Meer hier so eine tolle Farbe hat. Trotzdem – irgendwie wollte der Funke nicht überspringen.

Ich war gerade schon dabei leicht genervt den Rücktritt anzutreten, als ich neben einem Picknicktisch eine Känguru-Mama mir schon recht großem Jungen entdeckte. Die beiden waren sehr entspannt, als ich mich näherte und so konnte ich immerhin ein paar sehr schöne Fotos von den beiden machen.

Natürlich lohnen sich auch alle anderen Punkte im Nationalpark. Man kann hier sehr schön Vögel beobachten oder Wale in der richtigen Saison und tolle Wanderungen zu Stränden und faszinierenden Felsformationen machen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll, aber nach all den Eindrücken der letzten Wochen war ich irgendwie “platt”. Übersättigt. Ich konnte meinen besuch hier leider nicht so genießen, wie ich mir das erhofft hatte. Sehr schade.

Auf der Suche nach Drachen

Am folgenden Tag fuhr ich weiter nach Bremer Bay. Dieses winzige Nest ist ebenfalls vollkommen ausgestorben in der Nebensaison. Im Sommer dagegen muss es ziemlich voll und überlaufen sein. Leider hat das den Preisen vor Ort keinen Abbruch getan. Ich habe gut 150€ pro Nacht für ein mittelprächtiges Hotelzimmer bezahlt, dass komplett von Motten überrannt wurde. Und das meine ich wörtlich so. Als ich das Zimmer das erste mal betrat, flatterte es an allen Ecken. Ich fand ein Insektenspray und habe erst einmal alles “ausgeräuchert”. Als das nichts half und aus den dunkleren Winkeln auch immer neue Motten hervor krochen, holte ich mein stärkeres Insektenspray aus dem Auto (das hatte ich für Spinnen-Notfälle immer dabei). Ich habe bei über 70 toten Motten aufgehört zu zählen… Mein Zimmer sah aus wie ein Schlachtfeld.

Dem Hotel war das am nächsten Morgen übrigens sehr unangenehm. Die Türen schließen nicht richtig (da sind 1,5cm breite, offene Streifen rund herum), also war es für mich kein Wunder, dass da alles rein kroch. Man legte mir dann ein zusammengerolltes Handtuch vor die Tür, um die Tiere ab zu halten. Hat aber nicht funktioniert. Was das anging, war ich froh, nur 2 Nächte hier sein zu müssen.

Denn der eigentliche Grund für mich nach Bremer Bay zu kommen war, ENDLICH auf die Suche nach Seadragons zu gehen. Ich hatte an meinem vollen Tag zwei Tauchgänge beim örtlichen Tauchanbieter gebucht, der nur 100m vom Hotel entfernt war. Am Ankunftstag wurde ich dann erst einmal ausgestattet mit einem 7mm Neoprenanzug, der erstaunlich gut passte, einer nagelneuen Neoprenhaube, dicken Handschuhen und dicken Füßlingen. Und am nächsten Morgen ging es dann los. Alles, was wir brauchten, wurde in einen Autoanhänger geladen und dann ging es auch schon direkt an den Strand. Dort rüsteten wir uns aus (man nennt das “anrödeln” – keine Ahnung, wer diesen Begriff erfunden hat) und liefen dann direkt in die eiskalte Brandung der Bucht hinein.

Und wie schon in meinem vorherigen Beitrag angedeutet, hatte ich leider kein Glück. Es war zu früh im Jahr, das Wasser war noch zu kalt (16 Grad etwa) und die Seadragons kommen erst im australischen Frühjahr zur Fortpflanzung in die Bucht. Wir haben trotzdem einen schönen Tauchgang gehabt, aber wegen der Kälte haben wir dann auf den zweiten verzichtet.

Misty Mountains

Einen Tag später reiste ich also ohne Fetzenfische gesehen zu haben wieder ab. Die nächste Etappe durch den Süden von West Australien führte mich erst einmal in die Stirling Ranges. Man kann theoretisch auch von Bremer Bay oder Esperance aus auf direktem Weg nach Perth, dann kommt man an einer ganz tollen Felsformation namens “Wave Rock” vorbei, aber ich wollte noch in den äußersten Süd-Westen. Und da kein Weg direkt an der Küste entlang ging, musste ich einen “kleinen” Umweg über die Berge machen. Der Stirling Range Nationalpark mit seinem ikonischen Berg Bluff Knoll lohnt sich sicher auch für einen längeren Aufenthalt. Für mich war es nur ein Durchmarsch mit kurzem Füße vertreten am Aussichtspunkt.

Gigantische Bäume

Denn mein EIGENTLICHES Ziel war das “Valley of the Giants” ganz im Süden. Hier wachsen riesige “Tingle Trees”, eine Art Eukalyptus glaube ich. Hier gibt es einen tollen Baumwipfelpfad und viele der ausgehölten Bäume wurden mit Feen-Türen ausgestattet. Einige der Bäume haben Namen, zum Beispiel “Grandmother Tree”, weil es wirklich so aussieht, als ob der Baum ein großmütterliches Gesicht formt. Hier hat es mir ausgesprochen gut gefallen und selbst für mich mit Höhenangst war es absolute spitzenklasse bis zu 40 hoch entlang der unfassbar schönen Tingle Trees den 600m langen Weg entlang zu gehen. Anschließend kann man noch einen Erlebnispfad am Boden entlang spazieren. Eine unbedingte Empfehlung, wenn man in der Gegend ist.

Und mit diesen Eindrücken – möchte ich diesen Beitrag erst einmal beenden. Die gesamte Gegend von Süd-West-Australien hat mir extrem gut gefallen. Es ist zwar auch ein von Perth aus sehr beliebtes Urlaubsziel und damit sehr teuer, aber die Natur ist hier unglaublich abwechslungsreich auf relativ kleinem Raum. Von dicht mit Urwald bewachsenen Hügeln über Berge bis hin zu Traumstränden gibt es hier alles! Man kann hier locker vier Wochen am Stück verbringen und ständig etwas neues entdecken. Eine meiner absoluten Lieblingsgegenden in ganz Australien!

2 Kommentare

  1. Iris

    ❤️❤️❤️

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    • Vanessa

      Schön mal wieder einen Kommentar zu lesen <3

      Antworten

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