Die internationale Presse hat erst vor wenigen Tagen berichtet: Indien hat China als das bevölkerungsreichste Land der Welt überholt. Viele Menschen haben mir vorher gesagt „Indien liebt man, oder man hasst es“. Es ist voll, laut und dreckig. An jeder zweiten Ecke wird man mit Armut konfrontiert, denn ein funktionierendes Sozialsystem gibt es nicht. Und selbst wenn es eines gäbe, würde es von vielen Menschen wahrscheinlich nicht angenommen. Es gibt auch eine breite indische Mittelschicht und eine gut situierte Oberschicht – und leider auch eine Menge Korruption.
Gleichzeitig gibt es große kulturelle Unterschiede in allen vier Himmelsrichtungen. Nord, Süd, Ost, West – jede Gegend ist hier anders. Da Nordindien nicht dafür bekannt ist besonders frauenfreundlich zu sein und es wohl viele Betrugsversuche gibt, habe ich mich entschlossen Indien nur einen Kurzbesuch in einer geführten Gruppenreise abzustatten.
Delhi
So flog ich also von Kathmandu nach Delhi und erlebte schon den ersten kulturellen Unterschied. Alle einheimischen Männer im Flieger wurden bedient, ich habe zwei Mal nach Wasser gefragt und bis zuletzt keines bekommen. Der Anflug auf Delhi war extrem trüb, über der Stadt hängt Nebel und Smog. Mein Handy warnte mich vor sehr schlechter Luftqualität, durchsetzt mit gefährlichen Feinstaubpartikeln und Bakterien. Eine feine Begrüßung.
Nizamuddin East
Ich hatte bereits vorab einen Transfer gebucht, um nicht am Flughafen irgendwie abgezockt zu werden. Meine erste Unterkunft war in „Nizamuddin East“ – ein eigenes Zimmer mit Bad in einem Privathaus in einer für Delhi wirklich tollen Wohngegend! Die Gastgeberin war wirklich super lieb (ich habe nach der Gruppenreise weitere Übernachtungen bei ihr gebucht) und das Internet spitze. Am ersten Abend und dem darauf folgenden Tag bin ich tatsächlich alleine zu Fuß zum Essen, zum Geldautomaten am Bahnhof und zu einigen in der Nähe liegenden Monumenten gelaufen. Das war auch vollkommen okay. Die Menschen sind eher desinteressiert an mir, man beachtet mich kaum. Vor allem das kleine Café, dass mir die Gastgeberin empfohlen hat (Café Turtle) fand ich wirklich allerliebst! Die Preise waren für indische Verhältnisse teuer, aber für mich annehmbar.
Humayun-Mausoleum
Das neben der Unterkunft gelegene Monument ist – wie soll es auch anders sein – UNESCO Welterbe 😉 Humayuns Tomb ist ein ziemlich großes, beeindruckendes Bauwerk aus dem 16ten Jahrhundert. Auch, wenn ich sonst nicht so der Architektur-Freak bin, muss ich gestehen, dass die Symmetrie und die Verzierungen wirklich extrem faszinierend sind. Die Monumente sind umgeben von Gärten, in welchen sich natürlich auch possierliche Tierchen tummeln 😉
Old Delhi Tour
Dann ging auch schon die geführte Tour los. Nach einem Kennenlern-Abendessen ging es am nächsten Tag für 9 Damen aus UK, USA, Australien und mir zusammen mit unserem Guide mit der Metro in den Bezirk „Chandni Chowk“. Chandni Chowk liegt im Herzen von Old Delhi und ist ein belebtes Einkaufsviertel mit Märkten voller Gewürze, Trockenobst, Silberschmuck und bunter Saris. In den engen Nebenstraßen gibt es zahlreiche winzige Läden, in denen ätherische Öle, Schreibwaren und traditionelle indische Süßwaren verkauft werden.
Wir waren vor der Eröffnung der meisten Stände dort, was uns vor allzugleich Gedränge bewahrt hat. Es war wirklich spannend zu sehen, was es dort gab und wie das Leben der Menschen so ist. Farmer, die ihre Waren am Vortag gebracht haben, übernachten auf ihren Wagen, um am nächsten Tag ihre Waren zu verkaufen. Großhändler kaufen ganze Wagenladungen an Säcken mit Gewürzen oder Lebensmitteln. Mittendrin stehen kleine Händler und Dienstleister sowie Arbeiter, die auf ein Engagement hoffen. Zwischendrin mitten in der Stadt Kühe oder Pferde… Für uns gab es Chai auf der Straße und wir konnten etwas Street-Food probieren. Die Menschen hier waren freundlich und lächelten sogar ab und zu 🙂
Wir haben unterwegs außerdem die Jama Masjid Moschee besucht, die im 17. Jahrhundert aus rotem Sandstein erbaut wurde. Sie ist rein platzmäßig die größte Moschee Indiens und kann über 25.000 Gläubige aufnehmen.
Last but not least führte uns unser Tourleiter zu einem Sikh Tempel. Es war schon wirklich sehr interessant, mehr über diese aus dem Hinduismus hervorgegangene Religion zu erfahren und ihre Art der Glaubensausübung aus der Nähe zu sehen. Es wurde musiziert und gesungen, der Tempel war reich geschmückt. Besonders beeindruckend fanden wir aber die typische Sikh-Küche, in welcher jeder Mensch, der sich dazu gesellen möchte, mit einer warmen Mahlzeit versorgt wird. Man muss hier übrigens seinen Kopf bedecken – dafür werden extra Dreieckstücher verteilt.
So ging unsere Tour durch Delhi schnell vorüber. Indien wurde mir schon sympathischer. Am nächsten Tag brachen wir dann bereits nach Jaipur auf. Aber davon berichte ich dann ein anderes Mal 😉
2 Antworten
Ach wie cool! Ich wäre schon gerne bei Dir!
Glaub mir, manchmal wäre ich lieber in DE auf einer gemütlichen Couch 😉