Seit ich ein Kind war, habe ich stets gesagt, ich ziehe irgendwann einmal an den Äquator. Ich hasse kaltes, nasses Wetter und am Äquator soll es immer schön sein. Seit ich mit dem Tauchen angefangen habe, habe ich außerdem von Raja Ampat gehört. Es liegt etwas westlich der Insel Guinea, welche unterteilt ist in West-Papua, dass zu Indonesien gehört, und Papua Neu-Guinea und soll zu den aller schönsten Tauchgebieten der Welt gehören. Also dachte ich mir, nachdem ich ja jetzt schon weiß, dass es am Äquator in Uganda auch nicht immer warm ist, schaue ich mir Raja Ampat einmal an.
Ich hatte ursprünglich vor, eine Woche auf einem Boot zu verbringen und mir einige der vielen hundert kleinen Inseln anzuschauen. Leider war das aber absolut nicht im Budget so kurzfristig. Es gab nur noch Angebote ab 7000€ pro Woche. In ein günstiges, kleines Homestay ohne angeschlossene Tauchbasis wollte ich aber auch nicht, weil man dann nicht weiß, wie qualitativ gut die Ausrüstung und die Guides sind. Also wählte ich den Mittelweg. Auf der InterDive Messe in Friedrichshafen habe ich einen Stand von Raja4Divers gesehen, ein Resort, dass auf der Insel Pulau Pef liegt. Also habe ich mir die letzte verfügbare Woche dieses Jahr dort gebucht und den Rest meiner Zeit in Indonesien drum herum gebastelt 😉
Fast wie in “Avatar”
So ging es also nach meinem Aufenthalt in Lembeh von Manado mit dem Flugzeug nach Sorong. Dort wurde ich bereits von den Mitarbeitern des Resorts in Empfang genommen und zu meinem Transfer-Hotel gebracht. Abends ging es dann zum ersten gemeinsamen Abendessen mit einem echten Papua-Barbecue mit fangfrischem Fisch. Absolut umwerfend lecker und sowohl ankommende als auch scheidende Gäste und Mitarbeiter waren alle extrem nett.
Am nächsten Tag wurden wir dann auf’s Boot gebracht, denn Pualu Pef ist gute dreieinhalb Stunden entfernt mit dem Boot. Wir durchfuhren eine enge Passage, wo unglaublich tolle, wild bewachsene Kalk-Formationen aussahen, als wären sie glatt aus dem Film Avatar geklaut. Wunderschön.
Ankunft im Paradies
Ich kann es wirklich nicht anders beschreiben. Als wir ankamen tanzten, sangen und trommelten bemalte junge Männer in traditionellen Kostümen auf dem Anlegesteg. Ich dachte im ersten Moment “was für ein Touristen-Nep” – aber wenn man dann die Leiter hoch kraxelt steht dort die gesamte 75 köpfige Angestellten-Mannschaft und singt ein Willkommen mit etlichen Gitarren und Ukulelen und einem unglaublich riesigen Bass, dessen Saiten mit einer Bierflasche gespielt werden. Es ist mitreißend, es wird getanzt, wir bekommen eine Kokosnuss in die Hand gedrückt und dann kommt jeder einzelne Mitarbeiter vorbei, stellt sich vor und drückt einem die Hand und sagt, wie willkommen man ist. Ich bin überwältigt und sprachlos.
Von der Jetti geht es dann mit der deutschen Marketing-Spezialistin einmal im Schnellverfahren durch das Resort. Die über dem Wasser gebauten Bungalows und das Restaurant, Bar, Wege in den Dschungel, Spiel-Möglichkeiten, Tauchbasis, Shop (wo ich dann auch gut zugeschlagen habe) und dann geht es auch schon in meinen Bungalow. Dieser ist RIESIG, in traditioneller Bauweise, mit einem halb-offenen Badezimmer. Es gibt keine Dusche, nur einen geschnitzten Bottich mit einer Kelle, mit der man sich übergießen kann. Alles ist liebevoll dekoriert mit geschnitzten Elementen und obwohl es “nur” Holz und etwas Stein ist, ist es gleichzeitig MEGA luxuriös. Es wurde an alle Details gedacht. Da der Strom von einem Generator kommt, wird dieser zwischen 24 und 5 Uhr abgestellt. Aber kein Problem, man hat eine Taschenlampe am Bett, damit man noch auf’s Klo findet ;) Riesige Schiebetüren öffnen den Weg auf die Terrasse über dem Meer, es gibt einen Sitzsack, Liegen und eine Hängematte. Einfach Wahnsinn! Da ich sonst kaum Fotos von innen habe, schaut es euch einfach auf der Webseite an. Es sieht GENAU SO aus!!!
Dive, Eat, Sleep, Repeat
Dieses Motto schreiben sich viele “Liveaboard”-Schiffe auf die Fahne. Ich hatte auf Pulau Pef allerdings auch ein “All You Can Dive” Paket gebucht. Los ging es gleich mit einem Probetauchen am Hausriff, Nachmittags ging es raus auf die andere Seite der Insel und nach dem Abendessen konnten wir sogar schon einen ersten Nachttauchgang am Hausriff machen. Von da an bin ich jeden einzelnen Tag drei Mal getaucht. Die Korallen hier sind vielfältig und unglaublich gesund. Es gibt kleine und große Meereslebewesen, man kann hier von Haien und Mantas bis zu den kleinsten Meeresbewohnern alles erleben. Die Sonnenuntergänge sind unfassbar spektakulär (ihr werdet daher mehrere davon im Folgenden finden). Leider habe ich es nicht auf den “Mount Pef” geschafft, da der Aufstieg doch sehr steil ist und man fast etwas klettern muss. Nichts für mich leider. Aber – ich finde die weiteren Fotos sprechen durchaus für sich.
An dieser Stelle muss ich einmal kurz die Bilderflut unterbrechen. Denn für mich völlig neu, in Raja Ampat aber wohl sehr “normal” waren Wobbegongs. Diese Hai-Art ist ein gut im Riff getarnter Lauerjäger. Für Menschen völlig ungefährlich und als äußerst ruhig und entspannt geltend, liegt das kleine Tentakelmonster unter Riff-Überhängen und scheint den ganzen Tag zu schlafen. Einige Mit-Tauchende haben ihn angefasst (was man ja eigentlich auf KEINEN FALL tun sollte), mein Dive Guide hat sogar einen mit dem Riff-Stab angehoben und “zurechtgelegt”, damit ich ihn besser fotografieren konnte. Mich hat fasziniert, wie stoisch diese Haie echt alles mit sich machen lassen. Allerdings habe ich auch mit meinem Tauchguide geschimpft, dass er mit dem Riffstab ständig versucht hat, alle Tiere irgendwie “passend” für mich zu präsentieren. Da verzichte ich lieber auf ein Foto. Er hat es dann aber auch verstanden und alles in Ruhe gelassen. Es gab schließlich mehr als genug Gelegenheiten für tolle Fotos, wie ihr in der weiteren Galerie leicht erkennen könnt ;) Der Fischreichtum ist übrigens kaum zu überbieten. Sowohl was Masse als auch Diversität angeht!
Es gab übrigens auch wieder Electric Clams :D
Und (auch noch nie zuvor gesehen und als Bild schlecht erklärbar): Fireclams. Eine Muschelart, die sich durch Wasser-Jet-Technik fortbewegt.
Einen Tag machten wir einen Tagesausflug nach “Fam”, natürlich mit drei Tauchgängen. Normalerweise haben wir zwischen zwei Tauchgängen immer an einer kleinen, in der Regel unbewohnten Insel Halt gemacht und haben Tee und Snacks bekommen (man muss ja zwischen zwei Tauchgängen immer eine Stunde an der Oberfläche warten). Die Versorgung war immer absolut der Hammer. In diesem Fall haben wir an einem beliebten Aussichtspunkt Halt gemacht. Auch immer spannend sind die jungen Schwarzspitzen-Riffhaie, die in den flachen Lagunen ihre Kinderstube haben.
Einen Nachmittag habe ich meinen Tauchgang auf den Sonnenuntergang geschoben und bin statt dessen mit einem Kajak auf der Rückseite der Insel in der Mangroven-Lagune gestartet und habe den “versteckten See” und Handabdrücke aus der Urzeit erkundet. Auch für Nicht-Taucher gibt es so mehr als genug zu tun, denn auch als Schnorchler sieht man extrem viel hier.
Einer der Höhepunkte meiner Zeit bei Raja4Divers war dann der Trip zu den Manta Rochen. Diese schwimmen zwischen verschiedenen Putz-Stationen hin und her und wenn man einfach ruhig im Riff schwebt, kommen sie einem teilweise extrem nah. Aug in Aug mit den unglaublich eleganten, ruhigen Unterwasser-Flug-Giganten.
Tja, ansonsten kann ich garnicht so viel erzählen, denn meine Zeit auf Pulau Pef wurde vollkommen eingenommen von 3 Mahlzeiten und 3 Tauchgängen. Abends saß man an der Bar, schaute gemeinsam Sonnenuntergang oder half die “Sugarglider” zu füttern, kleine Gleitbeutler, die als Handaufzuchten aufgepäppelt wurden und danach nicht mehr ausgewildert werden konnten. Einen Abend gab es eine Fingerfood- und Punsch-Party statt Abendessen an der Bar. Auch hier wurde gesunden, getanzt und viel gelacht. Es war wie im Traum. Und viel zu schnell war die Zeit auch wieder vorbei und es ging wieder mit dem Transfer-Boot (begleitet von Delfinen) zurück nach Sorong.
War es das Wert?
Ich hatte anfangs etwas mit mir gehadert, ob der Preis für eine Woche nicht doch etwas übertrieben ist. Aber getreu dem Raja4Divers-Motto “Komme als Gast, fühle Dich wie eine Königin, gehe als Freundin” habe ich mich an keinem (Urlaubs-)Ort so willkommen und umsorgt gefühlt wie dort. Es passt hier einfach alles! Und eine Woche im Paradies war eigentlich nicht genug. Dies ist einer meiner längsten und fotoreichsten Blogbeiträge überhaupt und ich habe trotzdem das Gefühl, dem Ort nicht gerecht zu werden. Ich kann jedem nur empfehlen, sich dieses Erlebnis einmal im Leben zu gönnen – ob man nun taucht oder nicht!