Ich muss mich wirklich ran halten, denn ich gerate mit meinen Blogbeiträgen immer mehr ins Hintertreffen. Während ich hier noch immer Vietnam aufarbeite, bin ich bereits zwei Länder weiter und nähere mich mit großen Schritten dem Dritten 😉 Also nichts wie los.
Da Nang
Nach dem Besuch in Hoi An und My Son fuhr ich am folgenden Tag zurück nach Da Nang, wo ich in der Nähe vom Strand in einer sehr schönen, kleinen Appartement-Anlage unter kam. Irgend etwas war an dem ersten Zimmer im zweiten Stock kaputt (ich weiß schon gar nicht mehr, was es war), so dass ich noch ins Erdgeschoss umgezogen wurde. Ich dachte erst, ich hätte meinen geliebten Arch’teryx Sonnenhut oben vergessen, aber es stellte sich dann heraus, dass ich ihn in Hoi An habe liegen lassen. Da ich aber an dem Tag noch eine Tour gebucht hatte, wollte ich den Hut dann am folgenden Tag mit den Motorrad abholen kommen. Dazu kam es aber nicht. Denn drei Mal dürft ihr raten, was nach der Tour abends an der Rezeption auf mich gewartet hat <3 Genau. Der Hut. Mein Gastgeber in Hoi An hat sich selbst auf sein Moped geschwungen und hat ihn vorbei gebracht. Einfach einmalig!
Ansonsten ist Da Nang eine echt schöne und recht entspannte Großstadt. Trotz Wolkenkratzer hatte ich nie das Gefühl im Verkehr zu ersticken. Der Strand war schön (wenn auch eher nicht zum Schwimmen, mehr zum Surfen) und es gab viele tolle Möglichkeiten essen oder was trinken zu gehen. Aber ich hatte ja noch was vor…
Lady Buddha, die Hölle und Marmorberge
Im Rahmen einer weiteren Tour bin ich zunächst zum “Affenberg” und der dortigen “Lady Buddha” Statue gefahren. Die Statue ist mit 67m die größte Buddha Darstellung in Vietnam und wurde erst von 2004 bis 2010 gebaut. Die Figur ist ganz klar weiblich. Unser Guide erzählte uns, dass einmal Fischer nur knapp einem schlimmen Sturm entkommen sind, weil ihnen eine weibliche Buddha Figur den Weg wies. Daher wurde die Statue ihr zu Ehren gebaut. Ob das stimmt? Keine Ahnung. Viele Erzählungen der Guides muss man erst mal als “ist so” hin nehmen. Schön war es trotzdem, auch wenn wir leider viel zu wenig Zeit hatten.
Über eine Marmor-Manufaktur (viele Touren sind wie Butterfahrten mit Verkaufs-Stops gespickt) ging es dann zu zwei spannenden Höhlen. Hier kann man zum einen in die “Hell Cave” absteigen, in der dargestellt wird, wie nicht nur über die frisch verstorbenen gerichtet wird, sondern in der man dann auch sehen kann, wie es dann in einer der neun Höllen sein könnte. Anschließend geht es dann in die “Heaven Cave”. Hier findet man einen durch Löcher im Fels beschienenen Buddha. Wirklich sehr schön und majestätisch anzusehen.
Auch die Aussicht von dort oben war nicht von schlechten Eltern. Am Ende habe ich mir meinen allerersten Coconut Coffee gegönnt (im “Totoro Café”) und er war GROSSARTIG! Damit ich das Rezept nicht vergesse: Kokoscreme, Kondensmilch und aufgeschäumte Milch sowie ein doppelter Espresso :) Perfektion!
Mit dem Zug in die alte Kaiserstadt
Nach einem weiteren, entspannten Tag nahm ich dann den Zug nach Hue. Man hatte mir gesagt, dass die Strecke am Meer entlang und durch einen besonders schönen Pass wirklich hübsch sei. Soooo spektakulär war es dann zwar nicht, aber trotzdem mal etwas ganz anderes.
In Hue angekommen, hatte ich wieder einmal einen Guru Walk für den nächsten Tag gebucht. Es ging in die Zitadelle von Hue. Hier lebten einst die Herrscher (mal “Kings” genannt, mal “Emperor”) von Vietnam. Im 15ten bis 18ten Jahrhundert gab es zwei rivalisierende Königsfamilien. 1802 wurde die Hauptstadt hier hin verlegt, da dies die Heimatstadt der “Nguyen Dynastie” war. Damit wurde Hue der Sitz dieses Königsgeschlechts, bis dieser 1945 auf Druck der Franzosen und der Gesellschaft zurücktreten musste. Die Zitadelle und die gesamte “verbotene Stadt” ist riesig. Das Gelände ist von einer riesigen Mauer umgeben. Die Stadt ist natürlich längst darüber hinaus gewachsen.
Neben Kleinigkeiten (zum Beispiel, dass bis 1945 keine Frauen im Palast außerhalb des Harems erlaubt waren oder das die Flagge Vietnams rot ist für das Blut des Freiheitskampfes und gold-gelb für den Wohlstand der Gesellschaft) haben wir auch gelernt, dass die Könige nicht immer beliebt waren und es gefährlich sein konnte, in seiner Gunst zu stehen. Wenn ein König plötzlich einen Rivalen zu seinem Thronfolger witterte oder man in Ungnade fiel, wurde man nicht nur selbst eliminiert, sondern oft auch die komplette Familie gleich mit. Da kamen schnell einmal 100 Tote zusammen. Ein König blieb Kinderlos, weil er selbst an Mumps erkrankt war. Ein anderer machte sich sehr unbeliebt, weil er Geld verspielte, sich ein riesiges Grabmal bauen ließ und dafür dann einfach die Steuern um 30% erhöhte.
Alles in Allem war die Tour sehr interessant und man kann locker einen ganzen Tag hier verbringen.
Verlassene Drachen, Grabmäler und Mönche
Am darauf folgenden Tag hatte ich einen netten Motorrad-Fahrer vom Hotel zur Seite bekommen, welcher mich den ganzen lieben langen Tag durch die Gegend kutschiert hat. Unser erster Weg führte uns zum verlassenen Wasserpark Hồ Thuỷ Tiên. Dieser wurde kurz nach dem Bau wegen Insolvenz aufgegeben und gammelt seitdem vor sich hin. Die Natur holt sich nicht nur den mitten in den See platzierten Drachen langsam zurück, sondern auch die weiter versteckt liegenden Wasserrutschen… Es sieht aus, wie in einem gruseligen Computerspiel. Fehlt nur, dass Zombies aus den Ecken heranschlurfen. Sehr surreal. Gerüchten zufolge soll das Areal aber verkauft sein und noch im Laufe diesen Jahres abgerissen werden. Wer es sich also live ansehen will – jetzt oder nie! Am anderen Ende des Sees, wenn man an den Wasserrutschen noch weiter geht, gibt es übrigens auch ein kleines 4D-Kino-Raumschiff. Das habe ich leider verpasst, aber tolle Fotos von anderen gesehen!
Weiter ging es zum besagten, prunkvollen Mausoleum jenes nicht so beliebten Königs Khai Dinh. Wirklich prunkvoll, wenn auch nicht so richtig super instand gehalten. Vermutlich hält die Hass-Liebe der Vietnamesen zu diesem ehemaligen Herrscher immer noch an ;) Vorbei an einem Verkaufsstand (natürlich), an dem ich zusehen konnte, wie Räucherstäbchen mit der Hand gerollt werden, ging es auch schon zu den nächsten Grabmälern von König Tu Doc und einigen anderen Persönlichkeiten. Teilweise sind die Areale wirklich weitläufig und es lohnt sich, bis in die hintersten Ecken zu gehen.
Zuletzt waren wir noch an zwei Pagoden, wo ich nicht nur in Từ Hiếu einen Mönch bei seinem rituellen Gesang beobachten durfte, sondern am letzten Ort, der Thien Mu Pagode, auch gärtnernde und Boule-spielende Mönche sehen konnte :) Schien Spaß zu machen. Hier stand im Übrigen auch das blaue Fahrzeug, dass den Mönch Thich Quang Duc zu seiner Selbstverbrennung aus Protest gegen die Unterdrückung der Buddhisten durch die Südvietnamesische Regierung der 50er und 60er Jahre gebracht hat. Das Bild ist um die Welt gegangen und hat viele erschüttert. Auch die Band Nirvana hat dieses Bild auf ihr Plattencover genommen, woher ich es kannte. Ein seltsames Gefühl, da zu stehen, wo dieser Mensch die Entscheidung getroffen hat, ein unübersehbares Zeichen zu setzen. Also wahrscheinlich nicht exakt dort, aber doch in diesem Kloster.
Mit diesen Gedanken ging es kurz nach Sonnenuntergang zurück nach Hue – und dann auch bald schon weiter nach Phnong Nha und seinen Höhlen. Aber das – gibt es erst beim nächsten Mal :)