Nachdem wir aus Jaipur aufgebrochen sind, ging es in das Dorf Suroth in der Region Karauli. Okay, eher eine Kleinstadt. Trotzdem wurde hier mein Eindruck von Indien endgültig zum Positiven umgekehrt. Hier kommen nicht so viele Touristen her. Wir waren ebenso eine Attraktion, wie die Menschen des Ortes. Alle waren unheimlich freundlich, es wurde gelächelt, mit Händen und Gesten kommuniziert, gelacht und gemeinsam getanzt. Nirgendwo habe ich so viele Menschen fotografiert – und jeden einzelnen um Erlaubnis gefragt (auch unser Tourguide hat hierbei geholfen, denn ich hätte sonst kein gutes Gewissen gehabt). Außer unserem Spaziergang durch das Dorf haben wir in einem weiteren „Palast“ genächtigt und erneut eine Tanzvorführung genossen.
Fatehpur Sikri
Die nächste Station nach dem sympathischen Örtchen Suroth war dann in Agra das riesige Gelände Fatehpur Sikri. Natürlich – wie sollte es auch anders sein – UNESCO Weltkulturerbe 😉 Diese historische Stadt war im 16ten Jahrhundert die Hauptstadt der Mogule in Uttar Pradesh. Das Gelände ist wieder weitläufig und hat viele tolle architektonische Highlights. Unter anderem das „Panch Mahal“, ein mehrstöckiger Palast aus Säulen und Dächern. Diese vielen prächtigen Paläste mit ihren reichen, filigranen Verzierungen und Resten von Bemalung beflügeln meine Fantasie, wie es dort zu Hochzeiten ausgesehen haben muss. Die durchdachten Feinheiten zur Belüftung oder Wasserversorgung beeindrucken mich immer wieder. Was muss das für eine prächtige Zeit gewesen sein.
Eine dunkel Seite…
Nachdem wir die Monumente von Fatehpur Sikri besichtigt hatten, ging es zum Mittagessen in ein ganz besonderes Café. Im Sheroes Hangout Café arbeiten ausschließlich Frauen, die einen Säureangriff überlebt haben. Während wir auf unser Essen warteten, schauten wir uns einen Film über die Opfer an, welchen ich weiter unten verlinke. Anschließend sprachen wir noch mit einigen und sie teilten ihre Geschichten mit uns. 2020 erschien ein sozialkritischer Bollywood-Film über ein bekanntes Opfer, leider nur auf Hindi.
Leider kommen solche Angriffe auch heute noch immer wieder vor, meist aus Eifersucht oder wegen vermeintlichem Gesichtsverlust, wenn Avancen nicht erwidert werden. Viele Opfer erstatten niemals Anzeige, selbst wenn, werden die Fälle niedrig priorisiert (eine Frau im Café wartet seit 21 Jahren auf einen Prozess…) und die Strafen sind oft gering, Täter kaufen sich frei und der Druck auf die Opfer und ihre Familien aus dem sozialen Umfeld ist sehr hoch. Ich werde einfach niemals nachvollziehen können, wie Menschen so etwas tun können. Mein Bild der Kultur Indiens bekam eine erneute Delle. Ich kann jedem, der einmal in Agra ist, einen kurzen Besuch im Café empfehlen!
Nach diesem düsteren Kapitel der örtlichen Kultur ging es weiter zum Highlight in Agra – diesem Liebesbeweis möchte ich jedoch einen eigenen Beitrag widmen.
Eine Antwort
Vielen lieben Dank für die tollen Reiseberichte!
Ich bin immer wieder fasziniert!