Nach dem etwas schwermütigen Besuch in Hiroshima ging es für uns weiter nach Osaka. Die Stadt ist als drittgrößte in ganz Japan nicht unbedingt klein und vor allem bekannt für ihre kulinarischen Spezialitäten (Okonomiyaki!), ihre lebendige Straßen mit leuchtenden, bunten Werbetafeln und ihre alten Schreine und Tempel. Im Nachhinein haben wir uns eigentlich viel zu wenig Zeit genommen Osaka zu entdecken – aber es wartete ja noch mehr auf uns. So haben wir uns auf zwei Dinge beschränkt: Das benachbarte Nara, mit seinen zahmen Hirschen und riesigem, historischen Areal, sowie die Burg Osaka.
Sind sie nicht süß?
Überall um uns herum quietschten die Menschen und freuten sich, die possierlichen Hirsche zu sehen. Man kann auch überall für ein paar Cent “Hirschkekse” kaufen, den man dann verfüttern kann. Dummerweise können die Hirsche das genau riechen und sind perfekt konditioniert. Kaum, dass man in die Tasche greift oder den Rucksack absetzt, ist man schon umzingelt. Einige Hirsche werden richtig aufdringlich, beißen in Jacken oder senken auch schon einmal das Geweih, frei nach dem Motto “Kekse her, oder ich ramme Dich”. NATÜRLICH hatten wir auch Kekse gekauft, aber wohlweislich zurückgehalten, bis nur wenige Tiere in unserer Nähe waren. So sind wir alles ohne Aggression los geworden.
Das Gelände in Nara ist extrem weitläufig. Es gibt sehr viele Ruinen, Tempel, Schreine, etc. pp. Nara war im achten Jahrhundert die Hauptstadt Japans und hier stehen auch die ältesten buddhistischen Tempel des Landes aus dem siebten Jahrhundert. Wie aber so oft in Japan sind die Gebäude häufig abgebrannt oder wurden zerstört und mehrfach wieder aufgebaut. Unter anderem steht hier auch eines der größten Holzgebäude der Welt mit der größten bronzenen Buddah-Statue Japans im Todai-ji-Tempel.
Das Wetter war an diesem Tag übrigens sehr durchwachsen. Wir hatten trotzdem eine tolle Zeit! 😀
Burgen können sie am Besten…
… denn sie haben wirklich viel Übung darin, sie immer wieder neu zu bauen. Ob Feuer, Krieg, Erdbeben, Revolution oder Taifun – die schönen und großen Gebäude aus Holz und Papier halten nicht wirklich viel aus. So auch die Burg in Osaka. Wir fanden sie trotzdem ganz besonders hübsch, auch wenn wir dieses Mal nicht hinein gegangen sind. Da wir den Tag noch nicht mit der Fahrt rüber nach Kyoto beenden wollten und ein Riesenrad im siebten Stock eines Einkaufzentrums entdeckt hatten, sind wir eine Runde damit gefahren und haben uns so Osaka noch einmal von oben angeschaut. Zuletzt konnten wir uns dann wenigstens kurz von der kulinarischen Vielfalt Osakas überzeugen und haben einen hervorragenden Kaffee und einen Sakura-Kuchen gegessen. Sah nicht nur hübsch aus, war auch lecker 🙂
Kyoto
Abends sind wir dann rüber gefahren nach Kyoto. Das ist selbst mit der Bimmelbahn maximal eine Stunde entfernt. Was uns gleich als erstes auffiel: Kyoto ist VOLL! Es war dezent die Hölle los. Wir hatten hier zwar mehrere Nächte eingeplant, aber auch in Kyoto haben wir im Endeffekt nur an der Oberfläche gekratzt.
Da das Wetter wieder ziemlich schlecht werden sollte, haben wir überlegt, dass wir eine Fahrt mit der historischen Eisenbahn in der Nähe des berühmten Bambuswaldes machen. Dummerweise musste man dort eine ganze Ecke hin laufen. Das war zwar einerseits schön, andererseits aber eben sehr nass. Wir konnten es trotzdem genießen und sind im Anschluss direkt zum Bambushain, wo es allerdings auch sehr, sehr voll war.
(Mehr als) Tausend und ein Torii
Was in Kyoto auch ein “Must see” ist, ist der Fushimi Inari-Taisha Schrein. Der Schrein an sich ist dabei gar nicht so spannend, sondern die mehreren tausend roten Torii Tore, die den kompletten Berg säumen. Wir waren gegen 9 in der Früh dort und es war ebenfalls schon einiges los. Wir sind den kompletten Weg den Berg hoch gewandert, haben unzählige Bilder gemacht, die Aussicht über Kyoto genossen und als wir zwei oder drei Stunden später zurück kamen, war noch viel, viel mehr los! Da die Tore 24/7 kostenlos begehbar sind, empfehlen wir hier wirklich früh – oder nachts nach Einbruch der Dunkelheit zu kommen.
Abends haben wir dann an einer “Free Walking Tour” teilgenommen, die von einem in Kyoto lebenden Schweden geführt wurde. Das war aller äußerst unterhaltsam und auch sehr lehrreich. Seitdem wissen wir auch, dass die runden Dinger unter den Bäuchen der niedlichen Tanuki keine Füße sind… seit wir das wissen, sehen wir die Füße immer neben den … stehen. ^^ Wir haben außerdem ein Kabuki-Theater (von außen) besichtigt, sind durch den Geisha (die eigentlich Geikos heißen) Distrikt gewandert, sind in den Ghibli-Shop eingefallen und haben Pagoden bewundert. Sehr empfehlenswert!
Goldene Tempel und Geikos
An unserem letzten Tag in Kyoto waren wir tagsüber sehr viel und weit über die Stadt verteilt unterwegs. Ich muss sagen, das war für mich einer der stressigsten Tage überhaupt. Die Busse waren extrem überfüllt, wir hatten irgendwie das Gefühl noch ein paar Sehenswürdigkeiten besuchen zu wollen und wir hatten den Verkehr in unsere Zeitplanung nicht einbezogen, denn EIGENTLICH sind in Japan immer alle Busse und Bahnen super pünktlich. Im Park oder ähnlichem ging es ja noch, aber am goldenen Tempel stand man sich dann nur noch gegenseitig auf den Füßen und wurde mit der Masse immer weiter geschoben – Verweilen ausgeschlossen.
Kyotos vier Jahreszeiten
So haben wir vor lauter Verkehr den ersten Teil unseres im Voraus gebuchten Abends, eine weitere, kurze Führung durch den “Gion”-Distrikt, leider verpasst. Wir standen eine Weile vor dem Gebäude und wussten nicht, ob wir hinein dürfen, da dort etwas von “wir rufen die Polizei, wenn Sie ohne Termin kommen” stand… Schließlich tauchte aber der Guide von der verpassten Führung auf und ließ uns in das Teehaus 🙂
In diesem Teehaus fand dann eines der Highlights unseres Aufenthaltes in Kyoto statt. Wir lernten eine Meiko, eine Geiko in Ausbildung, kennen. Zuerst tanzte sie für die Gruppe, danach wurde eine Art “Schnick-Schnack-Schnuck” mit Tanz gespielt und zuletzt konnten wir der jungen Frau noch Fragen stellen, die sie unglaublich putzig, sympathisch und authentisch beantwortete.
Das Mädel ist übrigens gerade mal 17 Jahre jung und steht noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung zur professionellen Gesellschaftsdame (und zwar komplett ohne anstößigen Hintergrund). Sie spielt bereits 4 Instrumente, kann tanzen, singen und beherrscht die Kunst der Konversation. In Kyoto ist die Ausbildung noch sehr traditionell. Das schwierigste an ihrem Job, sagt sie, ist auf einem kleinen Kopfbänkchen zu schlafen, damit sie ihre Frisur nicht zerstört. Denn in der Ausbildung müssen die Mädchen ihre eigenen Haare stylen – als fertig ausgebildete Geiko benutzt man dann Perücken.
Von diesem Erlebnis ganz beseelt ging es entlang wunderschön beleuchteter Kirschbäume zurück in unsere Unterkunft.
3 Antworten
Herrlich – fast, aka ob man dabei gewesen wäre. Vielen Dank 🤩
wieder sooo viele schöne Bilder
und ein interessanter Bericht.
Ich freue mich, wenn er gefällt 😀 ich versuche ja aufzuholen, daher fasse ich im Moment mehrere Tage zusammen, was mir sehr schwer fällt.