Als der Entschluss gefasst war auf Weltreise zu gehen, habe ich den Makler beauftragt den Verkauf meiner Doppelhaushälfte zu übernehmen. Ich habe 3 Tage lang geputzt und aufgeräumt, damit katalogreife Bilder gemacht werden konnten. Nach der Veröffentlichung der Anzeige waren schnell die ersten Interessenten gefunden – leider war aber inzwischen auch der Krieg in der Ukraine ausgebrochen, so dass die Zinsen zur Immobilienfinanzierung raketenartig anstiegen. Daher haben leider immer wieder Interessenten abgesagt, nachdem sie mit ihrer Bank gesprochen hatten. Erst nach 4 Monaten und ich-weiß-nicht-wie-vielen Besichtigungen konnte Ende August eine Käuferin gefunden werden.
Da ich mir aber inzwischen absolut sicher war, dass ich am 30.09.2022 das Haus so oder so verlassen würde, machte ich mich langsam daran nicht wirklich notwendige Dinge und etliche Möbel in Kleinanzeigenportalen zu inserieren. Das war ebenfalls ein langwieriger, zäher und manchmal ein wenig emotionaler Prozess, der auch heute – knapp 4 Wochen vor endgültigem Auszug – nicht abgeschlossen ist. So ein Haus ist eben auch Zuhause. Als ich eingezogen bin, war es ein seelenloser, leerer Betonkasten. Aber in den letzten knapp 9 Jahren war es jeden Tag mehr und mehr mein Zuhause, mein “Nest”, mein Rückzugsort. Ich habe es mit Leben gefüllt, es zu MEINEM Haus gemacht und alles genau so eingerichtet, geändert und ausgestattet, wie ich das wollte.
Tatsächlich war es gleichzeitig aber auch ein befreiender Prozess. Mit der Zeit sammelt sich SO VIEL unnötiger Nippes und Tinnef an. Der Gedanke “Das hebe ich lieber mal auf, wer weißt, wann ich das noch einmal gebrauchen kann” ist sicher jedem schon mal durch den Kopf gegangen. Mir passiert das jedenfalls andauernd 😉 Ich habe sehr viel verschenkt oder zu wirklich niedrigen Preisen verkauft. Und ich muss immer noch sehr viel abgeben. Denn Lagerraum ist teuer und ich möchte eigentlich nur wenige Sachen in ein neues Leben übernehmen. Die Technik, meine Couch, der Wohnzimmerteppich, mein Kleiderschrank, meine Matratzenauflage sowie ein paar Kleinmöbel. Die Küche bleibt sowieso im Haus und alles andere kommt weg. Mit dem Umzugsunternehmen, dass meine Sachen ins Lager befördern wird, ist ausgemacht, dass ich maximal 50 Kisten einlagern werde. Ich habe letzte Woche einen 7qm Lagerraum ab Ende September angemietet, da muss alles hinein passen. Ich hoffe ich habe mich da nicht gnadenlos verschätzt.
Was ich ein bisschen vermissen werde ist mein Garten. Ich habe ihn zwar nie wirklich genutzt, außer zum Wäsche trocknen, aber es hat mir Spaß gemacht zu sehen, wie schön sich die Pflanzen von Jahr zu Jahr und von Jahreszeit zu Jahreszeit entwickeln.
Außerdem ist die Aussicht wirklich schön, wenn nicht gerade alles vertrocknet. Aber Feldrandlage hat schon etwas 🙂 Was ich auch vermissen werde und was mir in den letzten Wochen hier im Haus jeden Tag mehr auffällt: Wie vertraut hier alles ist. Und die Rituale, die man über die Jahre entwickelt. Die Wege, die man blind gehen kann, die Geräusche und Gerüche. Ich freue mich aber auch auf alle neuen Routinen und Erfahrungen, auf neue Umgebungen und darauf, längere Zeit mit deutlich weniger “Kram” auszukommen.