Nach meiner Dschungeltour nahm ich ein “geteiltes Touristentaxi” nach Berastagi. Das war schon ein Abenteuer an sich. Hatte ich mir das Taxi von Medan nach Bukit Lawang noch mit nur einem jungen deutschen Backpacker geteilt, wurden wir nun zu fünft in einem normalen Kombi 3,5 Stunden zurück nach Medan befördert, um dort in ein anderes Auto um zu steigen. Auch das war wieder ein normaler Kombi, dieses Mal allerdings mit dritter Sitzreihe. Darin saßen der Fahrer (1) und ein Deutscher (2) vorne, in zweiter Reihe eine dreiköpfige, einheimische Familie (3, 4 und 5), hinten saßen eine weitere Deutsche (6), ich (7) und die Hälfte unseres Gepäcks, das nicht mehr in den nur etwa 40 cm tiefen Kofferraum gepasst hat… Der Fahrer sprach kein Englisch, es gab nur eine kleine Pause irgendwo im Nirgendwo (die indonesische Familie hatte Essen dabei, wir Deutschen nicht), kein Klo, kein Laden, nix.
So fuhren wir dann noch einmal fast 4 Stunden wieder von Medan nach Berastagi. Und statt mich zu meinem Homestay zu fahren, wie eigentlich üblich, wurde ich sehr unzeremoniös am Fuß des Hügels an der Hauptstraße “ausgesetzt” und durfte dann mit meinem Gepäck einen guten Kilometer bergauf latschen.
Berastagi
Das Homestay war dann allerdings sehr nett und die Eigentümer unglaublich hilfsbereit. Auch hier lernte ich wieder eine nette, deutsche Familie kennen, mit denen ich ein paar nette Stunden gemeinsam verbracht habe. Außerdem traf ich völlig zufällig den unheimlich netten Neuseeländer von meinem Orang-Utang Trekking wieder. So war ich also stets in bester Begleitung, als ich im Morgengrauen den Hügel zum Aussichtsunkt weiter hoch lief, um schöne Fotos von den umliegenden Vulkanen zu machen, als auch bei der Besichtigung des örtlichen Buddhistischen Tempels (der zufällig auch Lumbini heißt) und dem Spaziergang über den wuseligen Fruchtmarkt.
Berastagi gilt als der Ort mit den besten Früchten und Gemüsesorten in ganz Indonesien. Im Ort gibt es übrigens auch jede Menge Pferde, die ganz offensichtlich der ganze Stolz ihrer Besitzer sind. Ob vor dem Wagen oder geritten. Die meisten sahen sogar ganz gut aus, inklusive der Hufe, wobei auch hier natürlich Ausreißer dabei waren. Aber im Großen und Ganzen war ich recht angetan. Geritten bin ich aber trotzdem nicht.
Die Vulkane rund um Berastagi sind noch ziemlich aktiv. Einer kann seit einigen Jahren nicht mehr besichtigt werden, nachdem ein Dorf evakuiert werden musste. Am Hang eines anderen gibt es dagegen viele heiße Quellen, in denen es sich wunderbar baden lässt. Leider war ich schon spät dran, weil ich mir eine zweiständige Massage gegönnt hatte… für sage und schreibe 7 Euro… Arbeitskraft ist hier leider nicht viel Wert. Im Übrigen hatte uns unser Gastgeber davor gewarnt, in Restaurants essen zu gehen, die wahlweise die Markierung “B1”, “B2” oder “BPK” haben. Er meinte, das sei nichts für Touristen, die würden sehr krank davon. B1 ist Hundefleisch (unabhängig von mehreren Personen so bestätigt), B2 ist Schweinefleisch (vor dem uns unser muslimischer Gastgeber scheinbar schützen wollte) und BPK ist Babi Pangang Karo, knusprig gegrilltes Schwein auf “Karo-Art” mit einer Blut-Soße. Bis dahin war niemandem von uns so eine Markierung aufgefallen, danach sah man sie überall.
Krater
Nach nur zwei Nächten ging es für mich dann bereits weiter. Dieses mal konnte ich mir mit zwei anderen europäischen Backpackern ein Privattaxi teilen, da sie auch Richtung Tobasee wollten. Unterwegs hielten wir an einem Aussichtspunkt und einem gut 130m hohen Wasserfall. Die Strecke war so gleich viel entspannter und außerdem günstiger als so ein Touristenbus.
Der Tobasee ist im Übrigen einer der größten Kraterseen der Welt. Man vermutet, dass der Ausbruch dieses Supervulkans verehrende Auswirkungen auf das Weltklima gehabt haben muss. Heute ist er jedoch inaktiv. In der Mitte des Sees liegt die Insel Samosir.
Ich habe eine kleine Wanderung mit einem Guide unternommen, was sehr interessant war. Auf Samosir lebte einst der Toba-Stamm (analog zum Karo Stamm in der Gegend um Berastagi), welcher zum Tode verurteile Gefangene oder Verbrecher zu foltern und nach der Enthauptung zu essen pflegte. Die Reste dieser Kultur sind überall auf der Insel in Statuen und Gebäuden zu finden. Heute sind jedoch über 95% der Einwohner auf Samosir Christen. Ein paar interessante Traditionen haben sie sich aber trotzdem erhalten. Beispielsweise werden Familienmitglieder erst einmal neben dem Haus beerdigt in einfachen Gräbern. Nach 20-25 Jahren baut man jedoch ein größeres Grabmal, gräbt die Knochen aus und bettet sie erhöht in das Grabmal, um sie zu ehren.
Mein Guide und ich wurden dann von Regen überrascht, so dass wir in einem kleinen, lokalen Teehaus eine Pause machten. Auf dem Weg zurück kehrten wir dann tatsächlich in ein “BPK” Restaurant ein, weil ich so neugierig war. Ich gebe zu, die Blutsoße habe ich stehen lassen und die Marinade war so scharf, dass ich fast an einem Hustenanfall erstick wäre. Aber das wirklich dünn geschnittene und ganz kross gegrillte Schwein war super lecker!
Damit ging meine Zeit auf Sumatra dann langsam zu Ende. Mit der Fähre ging es wieder auf die Hauptinsel, ich konnte mir erneut ein Auto mit zwei Reisenden teilen und verbrachte die letzten zwei Nächte in einem größeren Hotel in der Nähe des Flughafens. Auf dem Weg kamen wir ein einigen RIESIGEN Müllbergen vorbei, auf welchen Kinder herumwühlten und Müll sortierten. Indonesien hat hier wirklich ein immer größer werdendes Problem. Mich würde ja wirklich einmal interessieren, ob es gute Wege gibt, mit all dem unverrottbaren Plastik umzugehen. Falls jemand da Tipps hat zu Artikeln oder gar Organisationen – ich würde mich da wirklich gerne mal genauer informieren.
Im Hotel merkte man dann schon deutlich, dass Weihnachten kurz bevor stand. Alles blinkte und war wild kitschig geschmückt. Und dann hieß es um 3:30 Uhr am Morgen zum Flughafen und weiter nach Flores. Aber das – erzähle ich dann beim nächsten Mal.