Nachdem ich ja vor dem schlechten Wetter rund um Sydney geflüchtet war, begab ich mich in die australischen Snowy Mountains. Ich gebe zu, ich hatte ein kleines bisschen Angst, ob das ein “Nomen est Omen” Ding wird. Aber meine Gastgeberin hatte mir gesagt, dass ich in ihrer Hütte schlafen kann – also selbst mit schlechtem Wetter hätte ich Hoffnung gehabt.
Eine starke Gemeinschaft
Vielleicht erinnert ihr euch, ich hatte auf Facebook in einer Gruppe für Gangpferde in Australien eine Art “Bewerbung” geschrieben mit allem, was ich so mit Pferden in meinem Leben gemacht habe und allem, was mich so interessiert. Ich habe versucht, nicht zu übertreiben, aber auch mein Licht nicht unter den Scheffel gestellt. Es hatten sich gute 10 oder sogar mehr Menschen gemeldet, dass sie mich gegen Mithilfe bei den Pferden kostenlos unterbringen würden 😀 Und die erste, die ich zu diesem Zweck besuchte, war nun also Emma. Ich habe mich so sehr gefreut, dass die kleine aber feine Gemeinschaft der Gangpferdefreunde in Australien so offen und gastfreundlich ist.
Irgendwo im Nirgendwo
Um Emma zu erreichen, muss man grob zweieinhalb Stunden von der Küste ins Landesinnere fahren. Der Ort, zu dem ihre Farm gehört, ist 25 km entfernt und hat gemäß letzter Volkszählung 324 Einwohner. Das nächste Krankenhaus und der nächste vernünftige Supermarkt sind eine gute Stunde Fahrt über Schotterpisten und kleinere Landstraßen entfernt. Die Farm ist dafür riesig (eine größere, dreistellige Hektar-Zahl) und beherbergt einige tausend Schafe, eine Herde von ein paar hundert Rindern und gut 30 Pferden, eine bunte Mischung aus Quarter Horses, Tennessee Walking Horses, Traber und Mischlinge.

Eukalyptuswald in den Snowy Mountains


Emma lebt und bewirtschaftet den Hof im Grund alleine, aber natürlich bekommt sie jede Menge Hilfe von Nachbarn, Freunden und Bekannten. Außerdem hat sie zwei Menschen bei sich aufgenommen, eine junge Frau, die zuhause größere Probleme hatte und einen älteren, lungenkranken Mann, der ansonsten nur in seinem kleinen Bus leben würde. Der Deal ist, dass sie Emma rund um den Hof unterstützen und dafür kostenlos dort leben dürfen. Genau wie ich für eine knappe Woche 🙂 Das gibt auch Sicherheit, denn wenn da draußen irgend etwas passiert, bekommt das ggf. tagelang niemand mit. Kommt Emma abends nicht heim, schlägt wenigstens jemand Alarm.









Mittendrin statt nur dabei
Was habe ich also die komplette Woche dort gemacht? Nun, zunächst wurde ich mal eingeladen, zur Chor-Aufführung mit zu kommen. Auf dem Weg dort hin erledigten wir Einkäufe (praktisch, wenn man einen funktionierenden Kühlschrank an der zweiten Batterie hat, der alle Einkäufe 48 Stunden lang kalt hält), wir besuchten eine Rinder-Auktion, was unheimlich spannend war (Emma kaufte aber keine Tiere) und dann ging es in die Kirche, wo die Aufführung stattfand. Und es war wirklich schön. Ich habe an diesem Tag unheimlich viel gelernt. Unter anderem, wie man grob kalkuliert, wenn man junge Rinder kauft, aufzieht und dann weiter verkauft, über wie so eine Auktion funktioniert, wie die Preise für eine Jung-Kuh sind (exorbitant teilweise). Und der Chor war auch wirklich toll. Auf dem Rückweg begegneten uns dann nicht nur ein Känguru, sondern auch das einzige lebende Wombat, dass ich in zwei Monaten Australien gesehen habe. Es gab einige, die tot am Straßenrand lagen und in den Bergen überall, wirklich üüüüüüberall große Bauten. Später, im Süden, gab es keine Wombats mehr, da der Untergrund zu sandig ist und sie dort eben keine Höhlen graben können.
Wir hatten wirklich riesiges Glück mit dem Wetter. Es war nonstop sonnig, klar und die Nächte waren dank des Vollmonds taghell. Die nächsten Tage half ich teilweise bei den Schafen mit (kontrollieren, zusammentreiben, gegen diverse Parasiten behandeln), wir genossen einige schöne Ritte in Emmas Outdoor-Arena, auf ihrem Mountain Trail Platz und wir ritten zwei Mal Weiden auf ihrem Grundstück ab. Alleine für die eine Weide brauchten wir bald anderthalb Stunden 😉 Emmas Hunde sind ein unverzichtbarer Teil ihrer Arbeit und wirklich klasse ausgebildet! Anbei bewegte Bilder mit Emma und Hunden in Action ^^






Last but not Least half ich Emma beim Aufbau ihrer Webseite, über welche sie ihre Pferde verkaufen möchte. Ich schrieb außerdem eine Doku, damit sie auch weiter machen kann, wenn ich wieder weg bin. Neben langen und intensiven Gesprächen mit ihr und ihren Mitbewohnern über das Leben, hatte ich nach 6 Tagen das Gefühl Familie zu verlassen und nicht nur flüchtige Bekannte auf der Reise. Eine wunderbare Zeit.
Auf Richtung Melbourne
Mein Weg führte mich weiter nach Süden. Ich überschritt die Staatsgrenze nach Victoria und übernachtete auf einem Campingplatz irgendwo an der Küste. Es gab unterwegs noch einen “Rainforest Walk”, aber leider waren sämtliche Brücken wegen Schäden gesperrt, so dass ich nur wenige hundert Meter in den Wald rein und wieder raus laufen konnte.




Raymond Island
Auf dem Campingplatz traf ich eine junge Niederländerin mit der ich abends gemeinsam essen war und wir spielten ein paar Spiele. Am nächsten Morgen ging es für mich ja weiter Richtung Melbourne, sie wollte eine weitere Nacht bleiben. Da aber nicht allzu weit entfernt Raymond Island lag, wo man wohl hervorragend Koalas beobachten kann, hat sie mich in ihrem Auto ein Stück des Wegs noch begleitet und wir haben diese kleine Insel gemeinsam erkundet.
Man kann das Auto einfach an der Touristeninformationen in Paynesville kostenlos stehen lassen und läuft dann durch den verschlafenen Ort zur kostenlosen Fähre, die etwa alle 10 Minuten fährt. Die Insel ist nur etwa 80m weit vom Festland entfernt 😉 Auf Raymond Island gibt es dann mehrere Spazierwege, auf welchen man diverse Tiere, allen voran natürlich Koalas beobachten kann. Es ist relativ viel los und hat schon eher etwas von einem Safaripark. Denn es gibt wirklich viele Koalas, die dort in einer parkähnlichen Anlage herumhängen, während unten die Touristen alle lang latschen. Trotzdem, sie leben frei, werden nicht zugefüttert und lassen sich nicht stören und es war schön, mal ein paar Koalas aus der Nähe zu sehen 😀





















An dieser Stelle habe ich meinen alten Bericht aufgeteilt in zwei. Weiter geht es also im nächsten Beitrag.
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