Der fünfte Kontinent

Willkommen auf dem fünften Kontinent! Australien, das Land der endlosen Weiten, faszinierenden Tierwelt und pulsierenden Städten. So viel zu entdecken. Ich hatte eigentlich geplant in Sydney nach der Ankunft bei Freunden unter zu kommen, aber leider war das Gästezimmer dann doch schon belegt. So blieb mir nichts anderes, als für 100 Euro pro Nacht ein AirBnB zu nehmen. Das war ganz gut gelegen in Marrickville. Meine Freunde holten mich gleich am ersten Abend ab und luden mich zu selbstgemachter Pizza bei ihnen ein. Es war ein wirklich schöner Abend, denn Michael hatte ich seit Jahren nicht gesehen und seine Frau Milly noch nie getroffen.

Am ersten vollen Tag hatte ich einige Erledigungen zu machen. Endlich das seit den Philippinen gesprungene Display bei Apple reparieren lassen und eine SIM-Karte besorgen ging alles im Broadway Shopping Center, wo ich auch frühstückte. Hier merkte ich bereits, dass es mir nicht sooooo gut ging. Mein Magen grummelte etwas. Aber egal! Wat mut dat mut. Parallel hatte ich schon seit 2 Wochen Augen und Ohren offen gehalten nach einem passenden, fahrbaren Untersatz, bisher dato hatte sich aber nichts angeboten.

Hop-On-Hop-Off

Ich finde es manchmal ganz witzig, an Hop-On-Hop-Off-Touren teilzunehmen. Also fuhr ich zum Circular Quay und kaufte ein Ticket für den Hop-On-Hop-Off Bus (plus einem 24 Stunden Ticket für eine Hafenrundfahrt/Fähre nach Manly Beach). Los ging es also durch die ganze Stadt. Da es bereits später Mittag war, blieb ich im Bus sitzen, hörte mir die Audio-Spur auf und machte nur ein paar Notizen, wo ich ggf. später noch einmal hin will. So wurde zum Beispiel erklärt, dass Australien (und damit auch Sydney) 1788 als Strafkolonie gegründet wurde. Das halbe Land wurde mit Hilfe von Zwangsarbeit durch Sträflinge aufgebaut. Nachdem die Strafe verbüßt war, “durften” die Sträflinge sich dann niederlassen. 

Strandflair

Im Audio-Guide des Busses wurde gesagt, dass etwa 80% aller Australier maximal 3 Stunden Fahrt von einer Küste entfernt leben. Auch rund um Sydney liegen viele mehr oder weniger bekannte Strände. Die Bustour fuhr auf einer Route zum “Bondi Beach”. Da es mir zunehmend schlechter ging vom Bauch her, entschloss ich mich am zweiten Tag erneut nur gemütlich durch die Gegend fahren zu lassen und stieg am Bondi Beach für einen kurzen Zwischenstopp aus. 

Aussicht auf die Stadt auf dem Weg zurück

Am Abend bin ich dann (wie schon in einigen Städten zuvor) auf ein Observation Deck zum Sonnenuntergang hoch gefahren. Die Aussicht war auch hier super schön, leider werden gerade neue Hochhäuser mitten vor die Oper und die Brücke gebaut. 

Am dritten Tag lag ich dann endgültig mit Magen-Darm flach. Ob es nun der letzte vom Hotel auf Koh Rong Samloem selbst gemachte Joghurt war oder das erste Frühstück in Sydney, kann ich nicht mehr sagen. Es hat mich dann auf jeden Fall für etwas mehr als 24 Stunden komplett ausgeknocked. 

Chinesische Freundschaft

Lange flach liegen ist dann aber auch nicht so mein Fall, also habe ich mir etwas ausgesucht, wo ich mir relativ sicher war, dass ich dort Toiletten in der Nähe habe und bin in den Chinesischen Garten der Freundschaft gefahren. Hier gab es neben einer sehr schönen Anlage auch einiges Getier zu sehen. Echsen sonnten sich, Molukkenibisse (die Tauben Sydneys) badeten und ein Kormoran schaute sich gemütlich die Besucher an.

Hafenrundfahrt

Tags darauf ging es mir auch schon wieder viel besser. Da ich nicht genau wußte, wie lange das Ticket für meine Hafenrundfahrt galt, habe ich mich also morgens in ein Boot gesetzt, habe mir die Brücke und die Oper vom Wasser aus angeschaut und bin bis zum Manly Beach gefahren. Von dem habe ich leider überhaupt keine Fotos gemacht, denn es war einfach nur extrem voll und sooooo gut ging es mir dann doch noch nicht. Das Wetter war allerdings absolut traumhaft, ich habe mich natürlich total verbrutzelt.

An diesem Abend habe ich mir auch noch Dune 2 im IMAX-Kino am Darling Harbour angeschaut. Ebenfalls ein großartiges Erlebnis!

Australia Museum

Im Australia Museum war ich dann auch noch. Hier fand gerade eine Tutenchamun Ausstellung statt, die wirklich schön und sehenswert war. Außerdem gab es ein “opalisiertes” Dinosaurier-Skelett, weitere schöne Opale und einen versteinerten Elch ^^

Die Odyssee vom Autokauf in Australien

Irgendwann im Laufe der Tage stolperte ich dann in einer What’s App Gruppe über ein passendes Auto für mich. EIGENTLICH hatte ich mir überlegt, nur ein “nacktes” Auto zu kaufen und dann ein Boden-Zelt dazu zu holen. Dann aber gab ein junges Pärchen aus der Nähe von Hannover ihren Ford Kuga inkl. Dachzelt und Zubehör ab, mit dem sie seit erst 4 Monaten durch West- und Südaustralien getingelt waren. Der Preis war gut und Michael, mein KFZ-Spezi, sagte das Auto wäre auch in gutem Zustand. Also habe ich zugeschlagen. Einziges Manko: Das Auto war in Western Australia (WA) zugelassen (und Sydney ist in New South Wales – NSW). 

Zuerst dachten wir noch “kein Problem”, füllten das Ummelde-Formular aus WA aus, ich durfte netterweise die Adresse eines ihrer Gastgeber verwenden und wir dachten, wir schicken das ab und sind dann fertig. Aber Pustekuchen!  Ich sollte eine “Proof of Identity” mitschicken. Mindestens 4 oder 5 Dokumente verschiedener “Vertrauensklassen” im Original. Unter anderem mein Pass (ja klar, auf KEINEN Fall), mein Visum (da bekommt man nicht mal mehr etwas gedrucktes), Strom- oder Gasabrechnungen auf meinen Namen an der angegebenen Adresse oder andere offizielle Post. Schade. Ich rief beim Department of Transport (DoT) in WA an und man sagte mir, ohne Proof of Identity ginge es leider nicht postalisch. Alternativ könnte ich das ja online machen. Anmelden kann man sich beim DoT online aber nur, wenn man einen Führerschein aus WA hat… Ich könnte ja vorbei kommen, vor Ort wäre das einfacher. Allerdings sind das ein paar tausend Kilometer und ich hatte ja auch noch ein bisschen was vor dazwischen.

Ende vom Lied: Ich konnte das Auto NICHT in Western Australia ummelden. Im Internet, auf Facebook, in What’s App Gruppen etc. wird immer behauptet, es sei ja sooooooooooooo einfach ein Auto aus Western Australia auch von einem anderen Staat aus anzumelden. Alle, die das behaupten, haben aber noch NIE ein Auto von dort in einem anderen Staat gekauft und das versucht. Tatsächlich habe ich erst eine einzige Person gesprochen, die einfach das Formular abgeschickt hat, die Proof of Identity ignoriert hat und wo das dann alles geklappt hat. Fakt ist, ist das Auto erst einmal angemeldet, ist eine Verlängerung der Registrierung (Rego) ganz einfach. Online. Denn man bekommt mit der Anmeldung des Autos auch ganz automatisch einen Online-Zugang und braucht kein “Roadworthy Certificate” (sowas wie TÜV) zur Verlängerung.

Ich musste dann zu ServiceNSW gehen (die passende Behörde in NSW), neue Haftpflichtversicherung abschließen (habe ich beim NRMA, dem australischen ADAC gemacht) und eine Art TÜV-Bericht (Blue Slip) organisieren. Dummerweise bekam ich den nur mit neuen Reifen, die ich dann auch noch besorgen musste. Am Ende hat mich das Ganze fast 3 Tage und gute 3000 Australische Dollar (etwa 1600 Euro) gekostet, bis das Auto dann auf meinen Namen in Sydney angemeldet war. Die “Proof of Identity” war in Sydney übrigens gar kein Problem. Pass und Kreditkarte haben gereicht.

Aber nun: Meet my new car :D

Von Sydney in die Blue Mountains

An meinem letzten Tag in Sydney habe ich noch einen kurzen Abstecher zum Botanischen Garten gemacht, von wo aus man auch noch mal einen schönen Blick auf den “Central Business District” (CBD) hat. Der botanische Garten und der darin enthaltene “Mrs Macquaries Chair” sind kostenlos. Ein Besuch lohnt sich also auf jeden Fall!

Dann schwang ich mich ins Auto und fuhr dem schlechten Wetter entgegen gen Süden. Ich nächtigte nur eine Stunde entfernt auf dem kleinen “Bonnie Vale” Campingplatz, um mich mit dem Dachzelt und dem Camping zu akklimatisieren. Hier sah ich die ersten Kakadus aus der Nähe (im Grunde ist aber jeder Grünstreifen in Sydney auch voll mit denen) und ich traf die unheimlich netten Harry und Natalie aus der Schweiz. Sie schenkten mir ihr klappbares “Wanderklo”, da sie in Sydney ihre Reise durch Australien beenden und nach Asien weiter reisen würden. Schaut auch gerne mal auf ihrem Instagram Kanal vorbei, sie machen immer tolle Video-Blogs :)

Mein Plan war, danach in den Blue Mountains ein paar schöne Lookouts anzufahren. Es regnete aber immer wieder und ich stellte (wie schon befürchtet) fest, dass im Liegen umziehen, wenn alle Klamotten unten im Auto sind und man dauernd was vergisst, irgendwie doof ist. Rauf, runter, rauf, runter, immer Schuhe an, Schuhe aus, Schuhe an, Schuhe aus… Also packte ich mein Dachzelt mit viel gefluche und einer Stunde harter Arbeit zusammen (ich bin schlichtweg zu klein und kann die Teile über der Windschutzscheibe nicht ordentlich weg stecken). Ich fuhr zunächst bei einem Campingbedarf vorbei und kaufte eine Trittleiter und ein passendes Unter-Zelt für unter das Dachzelt. Dann ging es in die Blue Mountains, wo ich das Dachtzelt in einer kleinen Regenpause schnell aufbaute. Aufbauen ist übrigens ganz einfach :) 

Dummerweise hörte es dann gar nicht mehr auf zu regnen und es war dazu total nebelig und kalt. Ich konnte nun zum Glück drinnen kochen, mich drinnen umziehen und dank des “Wanderklo” (im Innenausstattungs-Bild hinten rechts in der Ecke) nachts sogar einfach schnell auf Klo gehen. Aber – es gab wegen des Wetters nichts zu sehen an den Lookouts und ich kam da ja nicht weg, ohne alles ab zu bauen und ich hatte für 2 Tage reserviert. Ich saß also dick eingemummelt den halben Tag unter meiner Bettdecke im Zelt. Als ich dann auch noch feststellte, dass ich eine Öffnung nicht richtig zu gemacht hatte und sowohl meine Kissen, als auch meine Matratze fast komplett nass waren, ist mir der Kragen geplatzt. Ich packte alles zusammen, buchte mir eine Unterkunft für drei Nächte in der Nähe von Jervis Bay, gute vier Stunden südlich und verließ die Blue Mountains, ohne irgendwas gesehen zu haben.

Sussex Inlet

Viele Reiseblogger werben damit “Abseits des Massentourismus” unterwegs zu sein. In Jervis Bay gibt es angeblich einige der weißesten Strände der Welt. Ich hatte mir statt dessen ein “Mobile Home” am Sussex Inlet gemietet und durfte dort in einer Scheune mein Zelt samt Matratze trocknen. Die Ecke war ziemlich tot und hauptsächlich von älteren Menschen mit eigenen Booten besucht. Es gab nicht mal ein Restaurant. Zum Glück hatte ich bei Aldi gut eingekauft und im Mobile Home eine Küche. So verbrachte ich zwei volle Tage einfach nur mit dem Trocknen meiner Sachen und mit Blog schreiben ^^ War trotzdem irgendwie schön. Unterwegs wollte ich übrigens noch in Helensburgh in einem alten Eisenbahntunnel “Glowworms” anschauen. Dabei habe ich völlig außer Acht gelassen, dass sie natürlich nur nachts leuchten. Naja. Nächstes Mal.

Hier beende ich die heutige Erzählung erst einmal. Denn meine nächste Station lag in den Snowy Mountains. Hier verbrachte ich eine knappe Woche auf einer unfassbar riesigen Farm bei der lieben Emma und ihren Schafen, Kühen, Pferden und Hunden sowie menschlichen Mitbewohnern. Aber davon – erzähle ich dann beim nächsten Mal mehr :)

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