Nach meinen Ausflügen in und um Ho Chi Minh City, dem ehemaligen Saigon, hatte ich etwas besonders vor 🙂 Ich flog auf die Insel Phu Quoc. Nicht, weil sie mich unglaublich brennend interessiert hätte, sondern weil Livia von https://sailiv.de/ treffen wollte 😀 Ich folge ihrem Blog schon länger und bin immer sehr berührt und mitgerissen von ihren tiefsinnigen Blogbeiträgen. Und wenn man schon mal in der Nähe ist…
Kaum angekommen, zeigte Livia mir erst einmal einen nahe gelegenen Sunset-Spot und den Nachtmarkt in der “Hauptstadt” im Westen der Insel. Es war wuselig, aber nicht unangenehm.
Little Italy
Da Livia selbst öfter und länger in Vietnam ist, hat sie sich dort ein Motorrad gekauft. Ich mietete mir eins von unserer Unterkunft und so zogen wir los, die Südseite der Insel erkunden. Nach ein paar netten, frei zugänglichen Stränden (leider wird auf Phu Quoc gerade gefühlt alles zugepflastert) erreichten wir den Ort An Thới.
An Thới ist die Krone der Absurditäten. Hier wurden Unterkünfte und Hotelkomplexe im Rahmen von “Little Italy” für 6 Millionen Touristen nachgebaut. Anwesend waren vielleicht 200. Eine Geisterstadt. unheimlich und faszinierend, da alles ja ganz neu und hier und da von kleinen Restaurants oder Shops erleuchtet ist. Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Minuziösität da der italienische Stil nachgebaut wurde. Es gibt sogar ein Kolosseum! Und einen kleinen, besonders geschniegelten Strandabschnitt. Insgesamt fühlte sich die Stadt für mich an, wie die Parade Street in Disneyland. Als ob man nur hübsche Fassaden aufgestellt hätte und nichts dahinter wäre. Unecht. Und ich möchte mir diese Stadt ehrlich gesagt nicht komplett ausgebucht vorstellen. Was für ein Horror.
Guinness Buch
Nach einer kurzen Zwangspause wegen Mittagssiesta bestiegen Livia und ich die längste Seilbahn der Welt mit beinahe 8km! Es war zwar verhältnismäßig teuer, aber schon wirklich sehr beeindruckend. Vor allem, weil man WIRKLICH hoch fährt zwischendurch und so von Mini-Insel zu Mini-Insel schwebt. Ich hatte Livia von meiner “Begegnung einer Dritten Art” in Flugzeug erzählt. Ein Mensch, mit sehr kurzen, grauen Haaren, dem dann aber die Ohr-Haare gute 6-8 cm lang aus und um die Ohren wuchs. Und wie es der Zufall wollte, saß dieser von Livia liebevoll “Pinselohräffchen” getaufte Herr prompt (auf dem Rückweg) mit in unserer Kabine. Und bevor ihr sagt “Man lästert doch nicht über fremde Menschen!” – wir waren lediglich hoch fasziniert und wurden (wie ich das empfunden habe) zu keinem Zeitpunkt wertend!
Definitiv Disneyland
Am Ende der Seilbahn erwartete uns dann “Tikki Land”. Ein waschechter Vergnügungspark mit ein paar Fahrgeschäften (eines haben wir der Aussicht halber sogar mit gemacht), überteuerten Restaurants, einem großen Wasserpark (den wir überschlagen haben) und einem hübschen Strandabschnitt, der jedoch vom Bau eines weiteren Mega-Resorts überschattet wurde. Das alles ist im Preis der Seilbahn übrigens inkludiert. Ich würde sagen, für Familien mit Kindern definitiv ein lohnendes Ausflugsziel.
Wir gönnten uns ein Eis, liefen ein wenig umher und machten es uns unter einer Palme gemütlich. Und irgendwie – lief uns die Zeit davon bei all den Gesprächen, die wir geführt haben. Auf dem Rückweg haben wir noch einmal einen schönen Sonnenuntergang und ein paar Menschen in einem Rundboot paddelnd gesehen. Fun-fact am Rande: Boote wurden früher nach Länge von Bug bis Heck versteuert. Das führte dazu, dass die Menschen runde Boote bauten. Kein Bug, kein Heck, keine Steuer. Und selbst wenn, dann ist der Kreisdurchschnitt die kürzest mögliche Strecke zwischen zwei beliebigen, gegenüberliegenden Punkten ;)
Lady Buddha
Doch Phu Quoc ist mehr, als nur leer stehende Bausünden. Am zweiten Tag machten wir uns mit den Mopeds zuerst einmal auf zu einer sehr schönen Pagode. By the way, der Unterschied ist: ein Tempel ist taoistisch, hier werden historische Persönlichkeiten verehrt. Ein Schrein ist zuhause im Haus, hier werden direkte Verwandte verehrt. Eine Pagode ist buddhistisch.
Viele der Buddha Statuen hier haben klar weibliche Züge. Ich nehme an, dass es hier ebenso ist, wie in Da Nang: Buddha bedeutet der oder die Erleuchtete. Es bezeichnet nicht den später als “DER” Buddha bekannt gewordenen Siddharta Gautama exklusiv. Es wurden also offensichtlich in Vietnam auch einige Damen erleuchtet, was uns beide irgendwie sehr freute :D
Starfish Beach
Nach der Kultur, musste wieder ein wenig Entspannung her. Dafür mussten wir aber ein gutes Stück entlang des Nationalparks fahren (sah sehr grün aus, aber leider zu dem Zeitpunkt geschlossen) und dann eine gerade im Ausbau befindliche Sand-Schotter-Schlagloch-Straße. Aber angekommen, war es wirklich ganz wunderbar! Am Starfish Beach aßen wir dann in einem Stelzen-Restaurant etwas für uns beide neues: Mantis Shrimp! Ja, richtig gelesen. Diese tollen, Halb-Hummer großen Tierchen, die ich beim Tauchen so gerne beobachte. Überhaupt gibt es in Vietnam irgendwie ALLES aus dem Meer. Neben Haien habe ich auch Muränen und Triggerfish und unendlich viele Sepias gesehen. Über die moralische Seite kann man sich jetzt lange streiten. Wir waren neugierig. Das Öffnen dieser wehrhaften Schalentiere erwies sich als ziemlich aufwändig und mühsam. Geschmeckt hat es uns aber sehr gut. Fazit: Als einmalige Gelegenheit super, aber komplett alltagsuntauglich.
Farbige Dünen
Nach diesen zwei wunderbaren Tagen, die ich wirklich sehr genossen habe, ging es für mich zurück nach Ho Chi Minh City und von dort mit einem Liege-Bus nach Mui Ne. Dort gibt es etwas in Vietnam scheinbar einzigartiges: Farbige Sanddünen. Der “Strand” war leider komplett zu gebaut, in der Ferne sah man einige Kite-Surfer den straffen Wind und die hohen Wellen genießen, aber die Ecke, in der ich mich befand, lohnt sich als Strandurlaub definitiv nicht. Aber deswegen war ich ja auch nicht dort. Vormittags nahm ich mir ein Grab, um einige Cham (Champa) Türme anzusehen. Von dem Berg dort oben sollte man auch einen tollen Ausblick haben, aber leider war alles zu gewachsen. Dafür bin ich auf ein paar alte Bunker gestoßen.
Für nachmittags hatte ich eine Tour gebucht, auch wenn man alle Punkte locker mit dem Moped viel flexibler und billiger hätte abfahren können. Es ging mit einem farbenfroh lackierten 60er Jahre Russen-Jeep zunächst zum “Fairy Stream” (kostenlos begehbar). Dieser kleine Bach hat zum einen schwarze Schlieren, welche aus Titanoxid sind. In dieser Gegend Vietnams gibt es etliche Titan-Minen. Geht man weiter kommt man zu einigen Sand-Abhängen (und auch Treibsand-Stellen), die sehr farbenfroh weiß und rot abgesetzt sind. Durch die Niederschläge gibt es spannende Formationen. Nicht weltbewegend, aber nett. auf dem Weg zurück begegnete uns dann noch eine größere Kuh-Herde, die da eigentlich wohl nicht hin gehörte. Unser Guide trieb sie also an allen Touristen vorbei wieder aus dem kleinen Talkessel heraus.
Der nächste Stop wurde hauptsächlich eingelegt, damit wir die Masse an Fischerbooten bewundern konnten. Durch die verhältnismäßig trockene Lage und den sandigen Boden, kann man außer Drachenfrucht nicht viel anbauen. So sind die Titan-Minen und die Fischerei neben dem Tourismus die Haupt-Einkommensquellen.
Dann ging es endlich zur ersten echten Hauptattraktion. Die weißen Sanddünen. Hier kann man wahlweise mit einem überteuerten Quad (inkl. Fahrer) sehr halsbrecherisch über die Dünen zu zwei Aussichtspunkten fahren (20-30min), oder man läuft einfach. Das habe ich mit einer anderen Person aus der Tour einfach gemacht. Die Dünen sind nicht so hoch, der Sand ist lange nicht so fein und rollt nicht ganz so extrem weg wie der in Namibia. Anstrengend war es trotzdem.
Last but not Least fuhren wir zu unserem letztem Stop zum Sonnenuntergang. Direkt neben der Straße gelegen ist ein sehr beliebter Spot auf den roten Dünen zum Sonnenuntergang gucken. Leider sehr voll und mit vielen sehr rücksichtslosen Menschen, die sich immer noch auf die verbleibenden 10cm zwischen Dir und der Abbruchkante schieben und Dir damit komplett die Sicht nehmen. Ich bin dann recht schnell auch wieder zum Auto gegangen.
Hier muss ich sagen: “nett”, aber mehr auch nicht. Wahrscheinlich hätte ich mehr und interessantere Spots gesehen, wenn ich alles auf eigene Faust gemacht hätte. Andererseits hätte ich dann überhaupt keine Hintergrundinfos bekommen.
Bye-bye Süd-Vietnam
Damit verließ ich dann Vietnams Süden Richtung Da Nang. Mein Plan, noch in Da Lat und an ein paar Orten am Meer entlang zu reisen, wurde mir durch schlechte Verbindungen vermiest. Also bin ich direkt weiter geflogen. War in dem Moment auch okay, auch wenn ich mit jetzt, wo ich seit einer Woche bei schlechtem Wetter und Kälte in Hanoi hocke, denke, dass ich die Zeit vielleicht doch besser in der Wärme am Strand hätte verbringen können. Naja. Was nicht ist, kann ja noch werden!