Zum Abschluss von Asien

So langsam wird es Zeit für den Abschluss von Asien. Doch wir waren ja immer noch in Siem Reap. Larissa und ich verbrachten noch einen letzten, gemeinsamen, vollgepackten Tag. Es ging dieses Mal nach Norden in Richtung Phnom Kulen. 

Voll Verziert

Auf dem Weg dort hin kommt man an einem der am reichsten verzierten Khmer-Tempel vorbei, Banteay Srei. Tatsächlich sind die meisten Ausstellungsstücke im Nationalmuseum von dort. Larissa und ich haben beide wieder viele Fotos gemacht, unter Anderem auch von einander 😉

Mount Kulen Nationalpark

Die nächste Station unseres Tagesausflugs war der Mount Kulen Nationalpark. Hier gibt es in einem Tempel auf einem Hügel eine interessante Besonderheit: zum Einen einen immer noch “aktiv” genutzten Shiva Linga, als auch den “Fluss der 1000 Lingas”, wo hunderte Reliefs in das felsige Flussbett gemeißelt wurden. Auch einen liegenden Shiva findet man hier. Geht man den Fluss etwas weiter, findet man eine interessante Quelle, wo weißer und schwarzer Sand hoch gedrückt werden. 

Nach diesem Stopp ging es weiter zu den Wasserfällen. Leider war mittelschwer die Hölle los, trotzdem war es wirklich schön, der Hitze im kühlen Nass etwas zu entkommen. Auch mein am Vortag beim Sonnenaufgang ramponierter und inzwischen kunterbunter Zeh war happy über die Kühlung. Mit etwas Geduld gelang es Larissa und mir sogar, ein paar Fotos ohne Menschen zu schießen (allerdings ist das Badebecken auch nicht mit drauf). 

Aussicht Deluxe

Auf dem Weg zurück lag ein Aussichtspunkt, den Larissa auf Google markiert hatte, bei dem Roth, unser Fahrer, aber noch nie war. Aber: Es hat sich absolut hammermäßig gelohnt, dort anzuhalten! Wahnsinn! Was für ein Ausblick auf das Tal und was für ein faszinierender Felsen, auf dem man da stehen kann! Absolut empfehlenswert!

Flattertiere

Die letzte Station dieses Tages war ein Besuch bei einer Schmetterlings-Farm. Hier sahen wir nicht nur, wie die Schmetterlinge “gezüchtet” werden, sondern begaben uns in dem mit Netz überspannten Garten auf die Pirsch nach den kleinen Flattertieren. 

Alleine weiter

Nach diesen wunderbaren 5 gemeinsamen Tagen trennten sich Larissas und mein Weg wieder. Für Larissa ging es nach Hanoi in Vietnam, ich fuhr weiter nach Battambang.

Battambang ist wohl die zweitgrößte Stadt in Kambodscha, fühlt sich aber an wie ein Dorf. Leider war mein Hotel nicht so gut – im ersten Zimmer war das Laken mit Blut befleckt, aber auch das zweite Zimmer glänzte nicht durch Sauberkeit. Ich fuhr gleich am ersten Abend mit einem TukTuk raus zur “Killing Cave”. Hier hatten die Roten Khmer eines ihrer Massengräber. Doch das ist heutzutage nicht die Hauptattraktion. In der Höhle leben hunderttausende von Fledermäusen, die bei oder nach Einbruch der Dämmerung teilweise in einem schwarzen Band die Höhle verlassen. Leider hat man an dem Abend fast gar nichts gesehen. Es war viel zu dunkel und die Fledermäuse kamen nur in kleineren Mengen aus der Höhle geflogen. 

Ansonsten war ich nach den Tagen in Siem Reap ehrlich gesagt ziemlich müde und habe überhaupt nichts mehr in Battambang unternommen. Wobei – so ganz stimmt das nicht. Ich habe mehrfach die wundervolle Milo getroffen (schaut mal auf ihrem Instagram-Kanal vorbei), die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Tim mit dem Fahrrad die Welt bereist! Eine tolle und lebenslustige junge Frau, mit der ich wundervolle Gespräche geführt habe!

In die Hauptstadt

Nächste Station nach Battambang war dann Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas. Hier hatte mir unser lieber Gastgeber aus Siem Reap einen sehr netten und vertrauenswürdigen TukTuk-Fahrer vermittelt, der mich auch gleich vom Bus abholte und in mein Hotel brachte. Ich hatte mir hier etwas besonderes gegönnt mit Rooftop-Infinity-Pool und Ausblick auf Tempel, Park und Palast sowie die zwei Flüsse, die in Phnom Penh zusammen kommen. Funfact: Der eine Fluss ist sehr lehmig-gelb, der andere klar-dunkel, fast schwarz. Wenn sie zusammen kommen, vermischt sich das Wasser zuerst noch nicht, sondern der Fluss fließt zweifarbig weiter. Leider gab es keinen guten Winkel, um das zu fotografieren.

Tief dunkle Vergangenheit

Ich habe ja, wie bestimmt schon einmal erwähnt, eine gewisse morbide Faszination mit düsteren Vergangenheiten. Und ich hatte bereits in meinem Beitrag über Siem Reap erwähnt, dass ich später etwas mehr über die Roten Khmer erzählen würde. Denn hier in Phnom Penh war das Epizentrum dieses Genozids. Zart besaitete sollten hier nicht mehr weiter lesen.

In den 1950er Jahren erlangte Kambodscha nach jahrelanger Kolonialherrschaft durch Frankreich Unabhängigkeit. Das Land hatte große wirtschaftliche und politische Probleme, welche in einem brutalen Bürgerkrieg mündeten. Dieser wurde durch internationale Einmischung und den benachbarten Vietnamkrieg sowohl verlängert als auch verschlimmert. Kambodscha war zerrissen durch Bürgerkrieg, eine korrupte Regierung und schwer bombardiert von den Amerikanern. Die kommunistische Guerilla-Bewegung der Roten Khmer, die sich selbst jedoch Angka (die Organisation) nannten, konnte hierdurch 1975 die Macht ergreifen. Die Menschen begrüßten die kommunistischen Truppen freudig. Man versprach Frieden, die Menschen vertrauten ihnen. Ziel der Roten Khmer war es, das Volk der Khmer zu seiner “früheren Stärke” zurück zu führen. Dies bestand in den Augen ihres Führers Pol Pot in sozialistischer (daher rot) Landwirtschaft. Er versuchte seine Vision einer “starken, kommunistischen Gesellschaft” mit Gewalt durchzusetzen.

Nach der Machtübernahme wurde die Stadtbevölkerung Phnom Penhs zur Zwangsarbeit aufs Land deportiert. Nur 3 Tage nach dem Einmarsch der Truppen war Phnom Penh wie entvölkert. Es gab eine Trennung zwischen „alte Menschen“ (Bauern) und „neue Menschen“ (gebildete, Künstler, etc). Alle mussten Zwangsarbeiten. Landwirtschaftliche Geräte wurden abgeschafft, Menschen übernahmen die Arbeit von Tieren. Das sollte „reinigen“. Zu essen gab es nur dünne Reissuppe. Es wurden Mindest-Erntemengen vorgegeben, die nicht zu erreichen waren. Die Stadtbevölkerung hatte dazu keine Ahnung von Landwirtschaft. 3 Millionen Menschen starben während der Herrschaftszeit der Roten Khmer an Verfolgung, Hunger und Zwangsarbeit.

Pol Pot trat nie als Führungsfigur auf, hatte aber uneingeschränkte Macht. Er hatte selbst in Paris studiert. Unter seiner Herrschaft wurden scheinbar oder tatsächlich gebildete Menschen, Lehrer, Künstler oder einfach nur Brillenträger (galt als “intellektuelles” Zeichen, damit war man automatisch Feind der Nation) als Regimegegner unter Generalverdacht gestellt, inhaftiert und in der Regel umgebracht. Jeder Kritiker ebenso. Kinder, Frauen, Mönche niemand war sicher. Religion war verboten. Tempel und Bildungseinrichtungen wurden bewusst als Gefängnisse oder Leichenhäuser missbraucht, geschichtliche Zeugnisse zerstört. Die roten Khmer glaubten, dass Angst, Entbehrung und Leid zum „Erfolg“ führt.

Tuol Sleng oder S21 war ein berüchtigter Gefängniskomplex in und um eine ehemalige Schule in Phnom Penh. Hier wurden unzählige Gefangene inhaftiert, “Geständnisse” mit Folter erzwungen, alles minuziös dokumentiert und die Gefangenen dann an den “Killing Fields” ermordet und in Massengräbern verscharrt. Es gab über 200 solcher Gefängnisse. Mindestens 21.000 Menschen starben durch/in Tuol Sleng. Man weiß nur von 7 Überlebenden. Die Gefängniswärter waren jung und Analphabeten. Sie bekamen nur ein Propagandatraining und wurden später oft selbst zu Opfern. Es wurden auch Leute interniert, die explizit zur Hilfe der Revolution ins Land kamen. Gefangene wurden entmenschlicht, „es“ – keine Namen, nur Kettenplatz. Teilweise waren es ganze Familien, inklusive Kinder. Das „Geständnis“ eines Neuseeländers, der bei einer Weltumsegelung in Kambodscha landete, beinhaltet jede Menge falsche Namen wie „Dr. Pepper“, eine Referenz auf ein Beatles Album. Es wurde bei dem Prozess des Gefängnisleiters “Duch” verlesen.

Tausende Fotos haben sich von den verstörenden Akten gelöst. Man wusste also nicht, wer die Personen waren. Alte, Junge, Männer, Frauen, Kinder. Todesfälle bei der Folter waren allerdings nicht erwünscht. Man brachte Menschen sogar zu „Ärzten“, die keine waren. Die unter Folter gemachten “Geständnisse” wurden dann als Todesurteil herangezogen. Die Akten sind größtenteils noch erhalten, inklusive aller Folterberichte und Details. 

Der Gefängnisdirektor Duch wurde erst 2007 vor Gericht gestellt und 2012 verurteilt. Die Roten Khmer hatten von 1978 (also mitten im Genozid) bis in die 1990er sogar einen Sitz in der UN! (An diesem Punkt machte mein Hirn: WTF?!?!?!) Pol Pot lebte bis in die 90er als freier Mann, er wurde 82 Jahre und verbrachte nur das letzte Jahr unter Hausarrest, wurde aber nie angeklagt oder verurteilt.

Heute ist Tuol Sleng das Haupt-Genozidmuseum und es war an meinem langen Tag in Phnom Penh meine erste Station. Wer die Bilder nicht gut ertragen kann, sollte spätestens hier aufhören zu lesen…

Löcher im Boden

Als nächstes ging es zum Choeung Ek Genocide Memorial, den “Killing Fields”. Hier wurden unter Folter “Verurteilte” zur Exekution hin gebracht und in Massengräbern verscharrt. Den Gefangenen wurde erzählt, sie kämen in neue Häuser. Es wurden Kugeln gespart, Menschen wurden erschlagen.

Die Landschaft ist von Löchern geprägt. Es gibt noch mindestens 40 ungeöffnete Massengräber auf dem Gelände. Man lässt sie ruhen. Da die Gedenk-Stupa voll ist, werden immer wieder hoch gespülte Knochen und Kleidung alle paar Monate eingesammelt und anderweitig aufbewahrt. Besonders bewegend ist der “Killing Tree”. Daneben liegt ein Massengrab mit Frauen und Babys. Ihr könnt euch vorstellen, wozu der Baum verwendet wurde.

3 Millionen von insgesamt 8 Millionen Einwohnern Kambodschas starben während es Genozids. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung. 

Kontrastprogramm - Paläste und Pagoden

Nach so viel “gloom” habe ich mir dann noch den Königspalast sowie die silberne Pagode angeschaut. Die waren wirklich hübsch. Auch die Wandbemalung von etwa 1900 war sehr beeindruckend.

Wieder einmal - reif für die Insel

Meine letzte Woche in Asien verbrachte ich dann auf Koh Rong Samloem. Ich lag (und liege immer noch) mit meinem MBA-Studium Digitale Transformation arg im Hintertreffen. Daher habe ich mir ein nettes Resort direkt am Strand gesucht, in dem ich einfach nur mit gutem Internet in schöner Umgebung arbeiten und lernen konnte. Ganz langweilig. Ich habe von der Insel nichts gesehen, ich war nur einen einzigen Tag tauchen. Die Sicht war allerdings schlecht und es gab nicht sooooo viel spannendes zu entdecken. Nach dieser Woche ging es dann über Ho Chi Minh City direkt nach Sydney. Daher verabschiede ich mich – auch in meinem Blog – mit diesen Fotos erst einmal von Asien. Im nächsten Beitrag geht es dann auf einem neuen Kontinent weiter.

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